Weniger Zeit für gutes Essen?

Lachsteak auf Salat und Avocado
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Heute wurde eine GfK-Studie bekannt, welche die Essensgewohnheiten der Österreicher/-innen unter die Lupe nimmt. Auch wenn immer öfter zu regionalen Produkten und Bio gegriffen wird, gibt der Zeitumfang, dem wir unserem Essen widmen, zu denken. Vor allem die Generation zwischen 30 und 44 nimmt sich dabei immer weniger Zeit und etwa 48 Prozent essen vermehrt alleine. Bei den unter 30-Jährigen ist die regelmäßige Einnahme von Mahlzeiten eher die Ausnahme. Aber was bedeutet das für unsere Gesellschaft und mit welchem Beispiel sollten wir bei unseren Kindern vorangehen? Ein paar Gedanken …

1. Essen dient nicht nur der Nahrungsaufnahme!

In einer immer dynamischeren Welt scheinen wir auf Dinge zu verzichten, die uns als nicht wesentlich erscheinen. Der Akt des Essens wird auf die strikte Nahrungsaufnahme reduziert. Unsere Energiespeicher sollen in möglichst kurzer Zeit wieder aufgefüllt werden, damit wir möglichst wenig an produktiver Arbeitszeit verlieren. Doch diese Logik hinkt. Erstens ist der Verzehr von Mahlzeiten eine geplante Pause, eine kreative Auszeit, die unsere Primärgedanken vom Arbeitsgeschehen ablenkt. Unterbewusst kommen uns oft die besten Ideen in diesen Pausen. Studien von Arbeitspsychologinnen und -psychologen zeigen, dass etwa 80 Prozent der Kaffee- und Kantinengespräche in Firmen arbeitsrelevante Inhalte haben. Deshalb ist oft eine gemeinsame Mittagspause mit den Kolleg/-innen äußerst produktiv.

Zweitens - und dieser Aspekt geht mit dem ersten fast Hand in Hand - ist die soziale Komponente nicht zu vernachlässigen. Familiär wird durch gemeinsame Mahlzeiten die Kommunikation gefördert. Fast nebenbei lernen wir, auf unser Gegenüber mit Interesse einzugehen. Allein deswegen ist es schade, dass immer mehr Menschen alleine essen.

2. Zeit als Ausdruck der Wichtigkeit?

„Wenn es für uns wichtig ist, finden wir die Zeit. Wenn nicht, finden wir Ausreden.“ Dieser Spruch kann auch beim Essen ins Treffen geführt werden. Wenn wir uns immer weniger Zeit dafür nehmen, stellt sich die Frage nach dem persönlichen Stellenwert. Auch wenn wir in der reduzierten Zeit auf biologische und regionale Produkte zurückgreifen, die verminderte Zeit lässt uns diese kaum genießen. Denn eines ist Essen jedenfalls: Schmecken, Erleben und Entdecken. 

Auch ist es mir persönlich wichtig, was ich zu mir nehme. Der sogenannte Pferdeskandal beim industriellen Hackfleisch vor einiger Zeit zeigt, wie wichtig uns das Essen zuvor war. Hätten wir uns mit der Herkunft des Fleisches und der Zubereitung beschäftigt, wären wir weit weniger überrascht gewesen. Dieser sogenannte Skandal hat nur gezeigt, dass wir uns zuvor nicht mit unserem Essen beschäftigt haben und vermehrt auf Fertigprodukte zurückgreifen, deren Herkunft wir nicht mehr nachvollziehen können. Das war der eigentliche Skandal!

3. Vorbildwirkung für unsere Kinder?

Egal, was wir machen, unsere Jüngsten ahmen es nach. Deshalb ist es so wichtig, ein entsprechendes Verhalten vorzuleben. Gemeinsam in der Küche zu stehen und das Essen zuzubereiten, kann außerdem auch Spaß machen und verkürzt die Zeit der Zubereitung. Natürlich wird wieder das Argument der fehlenden Zeit kommen. Aber das lasse ich keinesfalls gelten. Bevor ich mich vor den Fernseher setze und mich passiv berieseln lasse sobald ich nach Hause komme, investiere ich die Zeit in eine gesunde und soziale Nahrungsaufnahme.

Fazit: Zeit haben und Zeit nehmen!

Wir leben in einer beschleunigten Zeit und das ist auch meistens gut so. Ich persönlich habe mein Smartphone ständig dabei und meistens auch mein Notebook. Ich will produktiv sein, um mitzuhalten. Aber genau diese Geräte, richtig eingesetzt, ermöglichen mir, meine Zeit besser zu nützen und sie für wichtige Dinge freizuhalten. Ich nehme mir die Zeit und empfehle allen, nach unproduktiven Leerläufen zu suchen, die uns im Glauben lassen, keine Zeit mehr zu haben. Unsere Fastfood-Gesellschaft - dieses Mal beziehe ich mich nur auf die Zeit, die wir unserem Essen einräumen - trivialisiert die Zeit, die unserem Essen einräumen. Doch was wir unserem Körper wie zuführen, ist alles andere als trivial …