29. Durch's reden kommen die Leute zusammen!

Kommunikation vereinfacht dargestellt
Copyright: Axel Zahlut

„Fische fängt man mit Angeln, Leute mit Worten.“ Kurz und prägnant wird ausgedrückt, dass das gesprochene Wort die Menschen anspricht, wobei immer zwei Teile zu einer erfolgreichen Kommunikation gehören: Ein Mensch, der spricht, ein anderer, der zuhört. In Zeiten anonymer Kommunikationsebenen durch das Medium Internet - besonders durch das Web 2.0 - haben sich die Mittel der Kommunikation vervielfältigt. Mit deren Vervielfältigung findet Kommunikation allerdings auch auf mehreren Ebenen statt, was besonders für junge Menschen eine große Herausforderung darstellt und viele Risiken birgt. 


Jederzeit leuchten Facebook-Nachrichten, Google-Alerts und WhatsApp-Nachrichten auf dem Smartphone auf. Ihnen zu antworten, um nicht von der Kommunikation ausgeschlossen zu werden, gilt gerade unter Jugendlichen als Gebot der Stunde. Die immanente Gefahr dieser Kommunikationsformen ist die Anonymität auf der einen, das unpersönliche Element auf der anderen Seite. Das bringt mich zu zwei wesentlichen Aspekten: Auf der persönlichen Ebene ziehen sich immer mehr Menschen aus der Face-to-Face-Kommunikation zurück, posten aber Selfies und lassen die Mitmenschen an beinahe jedem Schritt ihres Lebens teilhaben. Die Kombination aus Gesellschaftsphobie und Mitteilungsbedürfnis, um nicht dissozial zu gelten, scheint ein goldener Mittelweg unserer Zeit zu sein. 


 

Der zweite Aspekt umfasst die Verstärkung aktueller Kommunikationsinhalte. Wird eine Person leicht in den Mittelpunkt gerückt, so wird sie online hochstilisiert. Bewegt sich eine Person am Rande gesellschaftlicher Kommunikation, wird sie online gemobbt. Gerade der letzte Aspekt ist unter Jugendlichen mehr als nur ein Problem. Aber was muss dagegen getan werden? Reden!! Die Kultur des Redens darf in Familien nicht zu kurz kommen. Anstatt Kinder vor den Fernseher zu setzen, oder ihnen ein Videospiel zu geben, damit sie ruhig sind, muss kommuniziert werden. Aber bevor wir Erwachsene mit erhobenem Zeigefinger auf jene Entwicklungen zeigen, sollten wir uns selbst an der Nase nehmen. Anstatt „unpersönlicher“ eMails, könnte das persönliche Gespräch gesucht oder zumindest der Telefonhörer gezückt werden, statt KommunikationstrainerInnen das 1x1 menschlicher Kommunikation erklären zu lassen.  Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen um sich werfen, aber sind wir mutig genug, der Kommunikation wieder einen persönlicheren Touch zu geben?