31. Werden wir überholt? Warum Verlagsschulbücher?

Werden wir überholt?
Copyright: Axel Zahlut

Welche Interessen treiben uns an? Viele Vorfeldorganisationen und BeraterInnen der Bildungssysteme in Europa sehen die gleichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Individualisierung des Unterrichts. Es besteht Einigkeit über den Bedarf an Individualisierung in der Klasse, Einigkeit über die primäre Ausrichtung nach Kompetenzen und die Verwendung neuer Materialien während des Lehrprozesses. Die primäre Herausforderung ist der Übergang zu elektronischen Lehrbüchern im Unterricht. Sogenannte eBooks können weit mehr als auf den ersten Blick vielleicht erkennbar sein mag. 


Neben der Darstellung des Inhalts auf elektronische Weise, können interaktive Übungen, Arbeitsblätter mit Drag and Drop aufgaben, Evaluierungen, Aufgaben für außerhalb der Schule und der individuelle Zuschnitt auf eine bestimmte Klasse oder sogar auf eine/n bestimmte/n SchülerIn in einem eBook enthalten sein. Dafür braucht es auch primär keine Verlage, sondern engagierte LehrerInnen, die den Lehrplan kennen und, entsprechend ihrer Erfahrungen, Inhalte aus mehreren Medien einbetten. Natürlich können das auch die Verlage machen, wollen es aber gerade in Österreich nicht. Denn im europäischen Vergleich sind wir in einer privilegierten Position, wo Schulbücher durch den Familienlastenausgleichsfonds mehr als subventioniert werden und sich die Kosten für die Eltern in einem überschaubaren Rahmen im Vergleich zu anderen Ländern halten. Was a priori wie eine sehr positive Ausgangsposition aussieht, wirkt allerdings als Hemmschuh wenn es um Innovationen geht. In all jenen Ländern, in denen die Eltern für die Schulbücher ihrer Kinder aufkommen müssen, ist das Verlagsbuch österreichischer Prägung tot. Es kommt den Eltern billiger und den LehrerInnen mehr entgegen, werden diese selbst erstellt werden. Manche Länder werden da sehr kreativ.


 

Als Vorzeigeprojekt kann das südliche Italien herangezogen werden. In einem Verbund von über 100 Schulen arbeiten LehrerInnen zusammen und erstellen ein Lehrbuch, das entweder ausgedruckt werden kann, oder interaktiv zur Verfügung steht. Nachdem alle LehrerInnen über Autorenrechte verfügen, können sie den Inhalt frei manipulieren, ausdrucken oder als eBook verwenden. Verlage gibt es dort nicht mehr! Es geht also primär nicht um die Kostenersparnis aus österreichischer Sicht - das Geld scheinen wir zu haben - sondern um den pädagogischen Sinn, der von der Lehrkraft evaluiert wird. Also entscheidet der/die LehrerIn, welche Ressourcen wann und in welcher Form verwendet werden. Das schlimmste wäre - und darüber besteht auch Einigkeit - wenn das Schulbuch als Ersatzlehrplan fungiert und die Lehrkraft die Seiten eines Schulbuchs durch die Anzahl der Schulstunden teilt. Tolle Unterrichtsvorbereitung (Vorsicht Ironie!!!) …