Der laute Ruf nach Freiheit!

Adler der Freiheit
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Mit der schrecklichen Terrorfahrt eines LKWs in Nizza wurde er wieder lauter und dieses Mal kann er nicht überhört werden. Der laute Ruf nach Freiheit. Frankreich und die gesamte westliche Welt rufen laut die Ideale der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Aber nicht nur diese Menschen rufen nach Freiheit. Der Islamische Staat ruft nach seiner - wohlgemerkt perfiden - Freiheit, ein alternatives System der Menschenverachtung aufzubauen. Seit gestern Abend ruft die türkische Armee nach den Idealen der kemalistischen Türkei, die Atatürk bewusst durch Säkularisierung kennzeichnete. Und wir? Jede/r von uns ruft nach der individuellen Freiheit, das Leben nach unseren Vorstellungen führen zu dürfen und uns frei und ohne Angst bewegen zu können.

„Frei zu sein bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.“ 

 

(Nelson Mandela)

1. Freiheit ist teuer!

Dass die Freiheit teuer ist und stets neu erkämpft werden muss, zeigt nur, dass wir sie nicht als selbstverständlich voraussetzen sollten. Durch feige Terroranschläge wird versucht, unsere Ideale einer freien Gesellschaft zu untergraben. Natürlich folgen die berühmten Stehsätze, dass wir uns in einem Kampf befinden und diesen gewinnen werden. Wir lassen uns keinesfalls einschüchtern und unternehmen alles, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Aber lassen wir uns wirklich nicht einschüchtern? Wie sieht es aus mit der Vorratsdatenspeicherung? Wie sieht es aus mit Gesetzen, die mit der Terrorgefahr als Rechtfertigung Exekutivbeamten weit mehr Kompetenzen zuerkennen, als sie ursprünglich hätten? Wie sieht es mit Strategien der Deeskalation in der Politik aus?

Hetzen nicht Parteien des rechten Politspektrums gegen Menschen, die von dieser Art des Terrors flüchten? Wie sieht es mit der politischen Rhetorik aus? Mehr als alles andere bedeutet Freiheit sehr oft Mut. Mut, anzuerkennen, dass wir in einem Krieg sind. Nicht etwa nur mit Terroristen, sondern auch mit Menschen, die sich vom Terror in die Enge getrieben fühlen und verbal gegen alles hetzen, was ihnen fremd ist. Wir kämpfen für unsere Ideale, nicht gegen „Idealvernichter“. Überhaupt sollten wir viel mehr „für“ als „gegen“ etwas sein!

2. Symbole als Ziele des Terrors!

Twin Towers in New York - Skyline von Manhattan
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Am 11. September 2001 wurde das World Trade Center in New York das bislang bekannteste Ziel des Terrors. Ein Ziel mit Symbolkraft, zumal es als Symbol der amerikanischen Hegemonie in einer globalisierten Welt verstanden wurde. Im europäischen Kontext ist gleich ein ganzes Land ein Symbol jener Ideale, die zerschlagen werden sollen. Die Grundsätze der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit werden in Frankreich seit der französischen Revolution als Schutzschirm für die Bürger/-innen aufgespannt. Dieser Schirm bewahrte dieses Land bisher davor, sich massiv einschüchtern zu lasse. Nachvollziehbar, dass Frankreich zum Ziel des Terrors wird. Es wird als der erste Dominostein gesehen, der fallen muss. Hoffentlich steht er noch lange.

3. Nährboden für Terror entziehen!

Die effektivste Strategie gegen den Terror ist auch eine Kritik des derzeitigen Systems. In einer Gesellschaft mit sozialen Verlierer/-innen, Existenzängsten und Perspektivenlosigkeit der jungen Generation, treffen Terrorideologien auf einen effektiven Nährboden der Verbreitung. In einer Gesellschaft, die nur sehr wenige oder gar keine soziale Verlierer/-innen hat, kann sich Fundamentalismus nicht als alternative Ideologie durchsetzen. Aber wenn dem Wachstum, dem wirtschaftlichen Diktat und der Entsolidarisierung alles untergeworfen wird, entstehen zwangsläufig alternative Strömungen, die vorgeben, Verlierer/-innen zu Gewinner/-innen zu machen.

Fazit: Terror als Systemversagen?

Wenn sich der Terror so effizient in Europa verbreiten kann, muss natürlich die Systemfrage gestellt werden. Die Attentäter sind immer Menschen, die in einem friedlichen Europa aufwuchsen oder hier ein besseres Leben gefunden haben (Anm. d. Red.: Der LKW-Fahrer aus Nizza stammt ursprünglich aus Tunesien aber hat ein besseres Leben in Frankreich gefunden). Wenn dem Terror der Nährboden entzogen werden soll, dann reicht es vermutlich nicht, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Man muss an einem gerechteren System arbeiten und mit der Prävention in Schulen beginnen. Der Kampf gegen den Terror ist keine Schlacht, sondern ein langer Krieg. Dieses Bewusstsein müssen wir leider verinnerlichen …