Eine Sonderschule für Hochbegabte?

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Quelle: https://pixabay.com/de/frau-silhouette-qualität-hand-790593/, 01.09.2016

Es handelt sich um ein heißdiskutiertes Thema. Gerade in der Bundesrepublik scheiden sich die pädagogischen Geister an der Frage, wie eine effektive Förderung hochbegabter Schüler/-innen aussehen kann. Sollen sie in Isolation nur unter sich bleiben, oder ist die diversifizierte Durchmischung in einer „normalen“ Klasse gerade in Hinblick auf die Schulung der sozialen Kompetenzen zielführender. Auch ich habe mir über dieses Thema ein paar Gedanken gemacht und komme zu einem relativ eindeutigen Ergebnis …

Wann gilt ein Kind als hochbegabt?

Allein diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Wird ein Intelligenzquotient von über 130 erreicht, so spricht man von einem hochbegabten Kind. Doch die Vielzahl verschiedener Intelligenztest hat verschiedene, zum Teil sehr unterschiedliche, Ergebnisse zur Folge. Ich tue mir mit dieser Standardisierung, sofern man überhaupt davon sprechen kann, daher ziemlich schwer. Während vermehrt auf die kognitive Intelligenz geachtet wird, wird die emotionale vergessen. Das heißt, dass oft die intelligentesten Schüler/-innen dissozial sind und sich in einer Klassengemeinschaft überhaupt nicht zurechtfinden. Hier - und darüber sind wir uns vermutlich einig - ist eine soziale Isolation kontraproduktiv.

Ein verhaltensauffälliger Störenfried!

Unter- und überforderte Kinder haben etwas gemeinsam: In der Schule fallen sie vermehrt als Störenfriede auf. Sie können mit dem vermittelten Stoff oder der Art der Vermittlung nichts anfangen und fühlen sich als Fremdkörper in einer Gemeinschaft, deren Teil sie eigentlich sein sollten. Ihre Zeit während des Unterrichts vertreiben hochbegabte oft mit anderen Dingen, denn sie haben Zeit. Entweder erledigen sie die geforderten Aufgaben in Rekordzeit fast nebenbei, oder sie ignorieren den Arbeitsauftrag. Albert Einstein soll sogar in Mathematik durchgefallen sein. Nicht weil er dumm war - darüber dürften wir alle Einigkeit erzielen - sondern weil er sich mit anderen Themen beschäftigt hat. Solche Schüler/-innen bedürfen einer besonderen Förderung. Denn werden sie nicht gefördert, gehen Potenziale verloren und sie selbst sind gelangweilt. Ist also eine besondere Förderung innerhalb des Klassenverbands oder eine eigene Klasse zielführender?

Die Welt besteht nicht nur aus Hochbegabten!

Eine wesentliche Aufgabe der Schule ist die Vorbereitung der Schüler/-innen auf die Welt außerhalb der Schule. Und genau dieses Argument ist vermutlich eines der gewichtigsten in der Argumentation für die Beibehaltung durchmischter Klassen. Der Grund ist trivial: Die Welt, in der wir leben, ist nicht homogen! Sie ist das blanke Gegenteil. Sie besteht nicht nur aus Menschen mit besonderen Begabungen, mit deutscher Muttersprache oder mit gleicher Hautfarbe. Genauso wie ich kein Fan davon bin, Schüler/-innen mit nicht-deutscher Muttersprache in einer Klasse zu vereinen, halte ich auch von diesem Vorschlag wenig. Allerdings muss vorausgesetzt werden, dass eine effiziente Begabtenförderung auch innerhalb des jetzigen Systems möglich und effektiv ist (beispielsweise über besondere Leistungsgruppen). Ist eine effektive Begabtenförderung vorhanden, sollten sich betroffene Eltern mehr Gedanken über die soziale Integration ihrer Kinder machen. Denn auch die größten Talente bringen nichts, wenn ihre Kinder mit ihren Mitmenschen nichts anfangen können.

Fazit: Inklusion statt Exklusion!

In einer perfekten Welt lernen wir stets von den Anderen. In einer perfekten Welt - und die versuche ich im Bereich des Schulsystems in diesem Blog zu skizzieren - sind Talente bei allen Schüler/-innen vorhanden. Wir benötigen kein Schubladendenken, dass halbwegs gleichartige Kinder zusammenfasst und wie in einer Karste von anderen isoliert. Begabt oder im Bereich der Sonderpädagogik. Eigene Schulen im Bereich der Sonderpädagogik sind prinzipiell rechtswidrig und warum sollte dies hier anders aussehen? Etwas prägt den zwischenmenschlichen Umgang von Menschen in einer Gesellschaft ganz besonders: Die soziale Kompetenz! Die Fähigkeit, andere Menschen in ihrer Gesamtheit zu akzeptieren und somit Intoleranz und Radikalismus vorzubeugen ist eine wesentliche Voraussetzung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Denn etwas haben mir die letzten Wochen und Monate auf erschreckende Weise immer deutlicher gezeigt: Wir haben verlernt miteinander respektvoll umzugehen …