Schattierungen erwünscht!

Person auf U-Bahn-Station
© Axel Zahlut

Wir leben in einer gespaltenen Zeit. Die Gesellschaft teilt uns auf, noch bevor wir begriffen haben, worum es geht. Diese Spaltung trat nicht erst mit den aktuellen Wahlkämpfen auf oder mit dem Stimmenzuwachs der Rechtspopulisten in Europa. Diese Spaltung hat ihre Ursache in der Globalisierung. Zugegeben, es handelt sich hier um einen großen Zeitraum. Jedenfalls produzierte die Globalisierung Gewinner/-innen und Verlierer/-innen. Die Gewinner/-innen saßen stets an entscheidenden Eckpunkten der Weltwirtschaft, die Verlierer/-innen nicht. Fortan verläuft jeder Konflikt entlang dieser Linie. Links und Rechts sind nur sekundäre Ausdrucksformen eindeutig gewordener Positionierungen. Wie funktioniert die Logik der Globalisierung aus gesellschaftspolitischer Sicht und welchen eminent wichtigen Beitrag muss hier die Bildung leisten?

1. Binäre Betrachtung!

Dass sich das Barvermögen der wohlhabendsten Menschen vervielfachte und die strukturelle Armut gleichzeitig steigt, kann als Ausdruck eines ungleichen Zugangs zu Globalisierungsmechaniken verstanden werden. Ein Ausdruck dessen, ist das Finanzsystem, das uns glauben lässt, Geld vermehre sich einfach so. Doch Gewinne müssen real erwirtschaftet werden. Meistens von denen, deren struktureller Zugang zum Finanzmarkt Verlierer/-innen produziert.

Die Politik ist sich dieser Mechanismen bewusst und perpetuiert die Darstellung von Gewinner/-innen und Verlierer/-innen in einer binären Betrachtungsweise. Gut vs. schlecht, Gewinner/-innen vs Verlierer/-innen und ordentlich vs. korrupt. Diese binäre Argumentation eignet sich hervorragend, um Schlagzeilen zu produzieren und verhindert gleichzeitig eine differenzierte Auseinandersetzung mit einem x-beliebigen Thema. Differenzierung ist sowieso nicht erwünscht.

2. Frust und fehlende Seriosität!

Die binäre Betrachtung führt zu einem Bild geringer Seriosität. Eine differenzierte Auseinandersetzung ist in der Kurzweiligkeit unserer Medienlandschaft nicht erwünscht, weshalb Politiker/-innen nur noch danach trachten, binäre Botschaften effektiv an die Frau oder den Mann zu bringen. Denn das generiert Wählerstimmen. Wenn aber hinter diesen Antworten kein Konzept liegt, weil das Leben eben doch komplizierter ist, entsteht schnell Frust in der Bevölkerung, weil versprochene Lösungen nicht gefunden werden.

Doch die Dummen sind letztlich wir! Trachten wir nur noch nach einfachen, binären Antworten, wählen wir auch Volksvertreter/-innen, die diese Botschaften transportieren. Die Volksvertreter/-innen eines Landes sind ein Spiegel der jeweiligen Bevölkerung. Wenn danach zu gehen wäre, fehlt mir jede Hoffnung für dieses Land. Denn wir sind es, die keine Graustufen mehr erkennen. Deshalb treten meistens halbwüchsige oder realitätsfremde Politiker/-innen wie ein Schulbub vor die Kamera, um uns mit den Stoffwechselendprodukten ihrer Gedanken zu belästigen und teilweise applaudieren wir ihnen sogar.

3. Bildungsauftrag: Kritisches Denken!

Die Welt in einer Lupe
Quelle: https://pixabay.com/de/hand-lupe-erde-globus-untersuchung-1248053/, 16.09.2016

Von unseren Schüler/-innen wünschen wir uns ein kritisches Denken, das in diametralem Gegensatz zum binären Denken steht. Denn es erfordert das aktive Hinterfragen von Schlagzeilen in einer differenzierten Auseinandersetzung mit der jeweiligen Materie. Eine Pluralität von Quellen, um den Prozess des kritischen Hinterfragens zu unterstützen, hilft natürlich. Deshalb ist Medienbildung und die Behandlung von Tagesthemen so wichtig. Denn außerhalb der Schule werden die Kinder sowieso damit konfrontiert. Wenn wir verantwortungsvolle Jugendliche erziehen wollen, müssen sie auch mit den ihnen vorliegenden Informationen verantwortungsvoll umgehen können. Dann suchen sie Konzepte statt Schlagzeilen und erwarten eine Differenzierung statt einer Vereinfachung.

Fazit: Kritisches Denken ist Volksbildung!

Eine gut strukturierte Medienbildung verbessert eine kritische Beleuchtung von mehreren Quellen. Dieser Prozess ist die Voraussetzung für eine gute Diskussionskultur, denn man lernt, dass es auch andere Standpunkte als den Eigenen gibt. Das wiederum verbessert den menschlichen Umgang, den wir miteinander pflegen. Doch erfolgreiche Bildungskonzepte ermöglichen auch die erfolgreiche, gesellschaftliche Partizipation - wirtschaftlich und privat. Und das reduziert wiederum die Zahl der Globalisierungsverlierer/-innen. Deshalb sollte die Bildung oberste Priorität im gesellschaftspolitischen Diskurs genießen …