Eine Industrie ohne Menschen? CETA beschleunigt!

Menschenleere Umgebung
Quelle: https://pixabay.com/de/frankfurt-am-main-messe-menschenleer-1165171/, 22.10.2016

Vergangene Woche habe ich auf zwei Konferenzen verweilt. Dort hörte ich von Vertreter/innen mehrerer Unternehmen, dass unsere Kinder noch nicht fit für den Arbeitsmarkt der Zukunft sind. 60 Prozent der heute Sechs- bis Zehnjährigen werden Jobs bekleiden, die es heute noch nicht gibt. Es ist daher schwierig, themenbezogen entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Einmal mehr wurde mir perfekt illustriert vor Augen geführt, dass es künftig viel mehr darum gehen wird, Schule als Schmiede von Kompetenzen und weniger als Quelle der Wissensvermittlung zu sehen. Gerade die veränderten Arbeitsumgebungen - vor allem in Fabriken - deuten aber bereits heute signifikante Veränderungen an.

Automatisierung der Monotonie!

Jenes Beispiel, das mich zum Nachdenken brachte, ist die Fabrik von Tesla. Zugegeben, es handelt sich nicht um die größte Fabrik, aber vielleicht um die modernste. Bei der Fertigung dieser innovativen Autos werden de facto keine Menschen mehr eingesetzt. Alle Aufgaben während der Fertigung werden von Robotern übernommen. Sie haben keine zeitlichen Beschränkungen der Arbeitszeit, sind präziser und noch exakter aufeinander abzustimmen. Diese Fabrikhallen zeigen einen Trend ganz klar: Monotone, handwerkliche Aufgaben werden künftig immer mehr von Robotern erledigt werden.

Wir Menschen nehmen in der Fabrik der Zukunft eine andere Rolle ein. Wir müssen die Roboter „verstehen“ und entsprechend intervenieren. Das bedarf entsprechender digitaler Fertigkeiten. Es wird also künftig nicht mehr darum gehen, die Kabel im Auto zu verlegen, sondern den Roboter darauf zu programmieren, das zu tun. Das würde auch bedeuten, dass sich das Anforderungsprofil der klassischen Fachkraft ändern wird.

„Entpersonalisierung“ der Industrie?

In regelmäßigen Abständen bringe ich neue Begriffe auf das Tapet. Dieses Mal spreche ich - allerdings positiv gemeint, von der Entpersonalisierung der Industrie. In Wahrheit geht es hier „nur“ um ein konsequentes Weiterdenken bestehender Trends. Die Menschheit hat immer nach Wegen der Vereinfachung gesucht. Niemand muss heute komplexe Berechnungen auf einem Blatt Papier von Hand erledigen. Das übernehmen Rechner und Tabellenkalkulationen. Auch das grafische Verfassen von Texten übernimmt heute im Wesentlichen ein Computer.

Und wenn ich mir die Trends des autonomen Fahrens ansehe, dürfte sich in Zukunft auch das Autofahren erheblich verändern. Dienste wie jene der Taxilenker, werden vermutlich ebenfalls von Robotern übernommen. Wir haben geschichtlich immer danach gestrebt, uns während des Arbeitsprozesses und während des Alltags erheblich zu entlasten. Doch jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem es vielleicht ratsam wäre, unseren Arbeitsplatz neu zu erfinden.

Sind wir darauf vorbereitet?

Quelle: https://pixabay.com/de/mann-geschäft-cartoon-kaufmann-1351317/, 22.10.2016
Quelle: https://pixabay.com/de/mann-geschäft-cartoon-kaufmann-1351317/, 22.10.2016

Es stellt sich die Frage, ob wir auf diese Veränderungen vorbereitet sind. Eine alte Weisheit unter Informatiker/innen besagt: „Alles, was passieren kann, wird passieren.“ Zwar sind damit aktuell die Datenschutzverletzungem gemeint, aber ich borge mir dieses Zitat für einen anderen Bereich aus. Die gesellschaftspolitischen Veränderungen sind enorm. Die Art des klassischen Arbeitskampfes der Gewerkschaften wird sich verschieben. Arbeitszeitregelungen in der Fertigung werden eine geringere Rolle spielen. Einige Fachkräfte werden vermutlich vor einer Umschulung stehen. 

Und letztlich wird der Begriff des klassischen „Arbeiters“ zunehmend verschwinden. Ein Begriff, der uns seit der industriellen Revolution begleitet hat. Überhaupt stellt sich die Frage, ob wir uns nun endgültig in einer post-industriellen Ära befinden, zumindest was unsere Beteiligung als Menschen angeht. Denn es scheint, als würde sich die Industrie über die nächsten Jahrzehnte zunehmend entpersonalisieren. Das bedeutet auch, dass es weniger „Risikojobs“ geben wird, was das Gesundheitssystem diesbezüglich entlasten könnte.

Fazit: Weltweite Beschleunigung!

Ein Freihandelsabkommen wie CETA würde diesen Prozess durch die Internationalisierung der Konkurrenz erheblich beschleunigen. Denn auf der Seite der Effizienz sind die künftigen Fragen keine des Sozialdumpings mehr (zumindest auf diesem Gebiet), sondern der gesteigerten Produktivität. Meine persönliche Haltung gegenüber diesem vieldiskutierten Freihandelsabkommen ist deshalb ablehnend, weil es fraglich sein dürfte, ob den politischen Vertreter/-innen diese Prozesse in ihrer Tragweite bewusst sind. Diese Prozesse wurden längst gestartet. Aber sind wir alle vorbereitet? Die Politik, die Schulen, die Gewerkschaften, die Gesellschaft?