Verlieren wir die Beherrschung?

Beherrschung und Hass zwischen zwei Menschen
Quelle: https://pixabay.com/de/paar-mann-frau-auseinandersetzung-707505/ 13.01.2017

Ein künftiger Präsident der USA, der offenbar nicht weiß, dass die freie Presse eine wesentliche Rolle in der Demokratie spielt und ParlamentarierInnen, die in der Türkei aufeinander losgehen! Der respektvolle, gegenseitige Umgang ist passé. Er ist es schon seit längerer Zeit, denn auch bei uns waren politische Auseinandersetzungen von der Missachtung des Gegenübers geprägt. Die Wahl zum Bundespräsidenten war hier das letzte „glorreiche“ Beispiel. Und diese Kultur der Missachtung wird in den sozialen Netzwerken perpetuiert.

Vorbild? Das war einmal…

Von PolitikerInnen erwarten wir zurecht, dass sie gewisse Umgangsformen aus dem FF beherrschen. Doch der Populismus der letzten Jahre hat dazu geführt, dass die politischen VertreterInnen tatsächlich nur noch ein Abbild ihrer WählerInnen sind. Sie verkaufen Werte-los ihre Seele, bloß, damit sie an Posten kommen, die ihnen auf redliche Art und Weise gar nicht zustünden. Die Vorbildfunktion ist weg. Die Vision ist nicht mehr gefragt. Dem Volk nach dem Maul reden, ist das Gebot der Stunde, das Stimmen zu maximieren scheint.

Populismus scheint sich dadurch auszuzeichnen, dass die WählerInnen nicht mehr ein Vorbild wählen, sondern versuchen, einen der ihren an die Macht zu verhelfen. Das Resultat sind Menschen, wie Donald Trump, der vermutlich nicht einmal weiß, wie Respekt geschrieben wird. Denn markige Sprüche wurden wichtiger, als Visionen und Vorbildwirkung.

Ein gefährlicher Präsident?

Dass Donald Trump unberechenbar ist, darüber scheint Konsens zu bestehen und die politischen VertreterInnen anderer Staaten versuchen gerade, eine Strategie zu finden, damit umzugehen. So unberechenbar ist er aber gar nicht. Von einem Staatsmann erwarten wir einfach, dass über bestimmte Umgangsformen Konsens besteht. Diese Erwartungshaltung führt zur Einschätzung der Unberechenbarkeit. Doch wenn ich weiß, dass da jemand diese sozialen Grundfertigkeiten nicht beherrscht, kann mich nichts mehr überraschen.

Hat Trump nicht schon zuvor die MedienvertreterInnen despektierlich behandelt? Hat Trump nicht schon zuvor seinen fehlenden Umgang mit Frauen oder Menschen mit Behinderung gezeigt? Hat Trump nicht schon zuvor seine Russland-Liebe verdeutlicht und die eigenen Geheimdienste hinterfragt? Nein, überraschend ist das definitiv nicht. Überraschend ist eher, dass das mehrheitsfähig war.

Fazit: Die Entstehung des akzeptierten Hasses

Ich bewege mich sehr viel in den sozialen Netzwerken. Der Hass, der so leicht eingetippt wird und in den Worten Anderer nachhallt, ist ein Resultat der fehlenden politischen Priorität. Denn wenn manche politische VertreterInnen bewusst mit ihm spielen, um Stimmen zu gewinnen, wird nie ein ernsthaftes Interesse daran bestehen, den Hass zu beseitigen. Ich drehe den Spieß um! Die Aussagen Donald Trumps sind bereits Ausdruck eines politisch mehrheitsfähigen Hasses. Man überlege, was er hinter einem Bildschirm dem CNN-Reporter sagen/tippen würde …