Andere Mobilität, andere Bildung?

Zeichnung eines E-Autos beim Betanken
Quelle: https://pixabay.com/de/elektroauto-ladestation-e-auto-2545290/ 18.09.2017

Dass sich die Welt verändert, ist unbestritten. Hierfür ist der Mikrokosmos der individuellen Mobilität ein wunderbares Beispiel. Während der Diesel-Skandal noch die Medien beherrscht und Fragen der Alltagstauglichkeit und der Kosten die KonsumentInnen beschäftigen, führt kaum ein Weg an alternativen Antriebskonzepten vorbei, die künftig den Individualverkehr nachhaltig verändern werden. Interessant sind die Fragen der Mobilität für die Bildung, weil die Veränderungen unserer Gesellschaft hier sehr deutlich werden.

Eine ganze Industrie stellt um

Die Verbannung des Verbrennungsmotors klassischer Ausprägung verändert nicht nur unser Verhalten. Die Zulieferindustrie, die MechanikerInnen, die PannenhelferInnen und die PassantInnen werden nachhaltigen Veränderungen ausgesetzt sein, die in dieser Form an die Anfänge des Automobils zur Jahrhundertwende erinnern. Ein/e AutofahrerIn musste anfangs noch wissen, wie der Verbrennungsmotor funktioniert, um gegebenenfalls im Zuge einer Panne mit ein paar Arbeitsschritten korrektiv einzuwirken. Heutzutage handelt es sich um eine hochspezialisierte Industrie, welche die AutofahrerInnen wie ahnungslose Amateure aussehen lässt.

Ich spreche aus Erfahrung. Wenn eine Kontrollleuchte in meinem Fahrzeug aufleuchtet, kann ich in der Betriebsanleitung noch herausfinden, um welchen Fehler es sich handelt, beheben kann ich ihn in den allermeisten Fällen nicht mehr. Als KonsumentInnen suchen wir dann eine Werkstatt auf, von der wir glauben, nicht ausgetrickst zu werden. Wenn unsere Gesellschaft auf die E-Mobilität umsteigt - und alles deutet auf eine derartige Veränderung hin - benötigen wir Fachkräfte, denen wir vertrauen und, die uns tatsächlich helfen können.

Die Veränderung für Fachkräfte

Arbeitshelm
Quelle: https://pixabay.com/de/helm-sicherheit-schutzhelm-arbeit-158268/ 18.09.2017

Der Beruf der klassischen MechanikerInnen ist einer mit Ablaufdatum. Vielleicht werden hierfür zwei Generationen benötigt, aber der Wandel ist unaufhaltsam. Waren die MechanikerInnen traditionell ExpertInnen für Motor und Karosserie, dürfte sich das Berufsbild in Richtung einer Softwareexpertin/eines Softwareexperten mit den Grundkenntnissen von ElektrikerInnen verändern. Um bei der Reparatur Hand anzulegen, sind Kenntnisse des Stromkreislaufs fast lebensnotwendig, zumal diese Fahrzeuge unter Strom stehen. Für die Ausbildung bedeutet das, dass sich die klassische MechanikerInnen-Lehre verändern dürfte.

Generell wird im öffentlichen Diskurs die Lehre fast stiefmütterlich behandelt und das Bild der „wertvollen“ akademischen Ausbildung transportiert. Doch im Alltag sind Berufe, die eine Lehre voraussetzen, notwendig und stets gefragt. Egal, ob es InstallateurInnen, MechanikerInnen oder ElektrikerInnen sind. Was sich ändert, ist die Steuerung der Systeme. Fortan wird das Smartphone unser Heim steuern und der Individualverkehr in Richtung der E-Mobilität verändert werden. Diese Berufe befinden sich daher im Zentrum der Gesellschaftlichen Veränderung. Dieses Potenzial und die daraus entstehenden Karrierechancen müssen den jungen Menschen interessant vermittelt werden.

Die Veränderungen im Alltag

Die Veränderungen im Alltag betreffen uns alle. Vor einiger Zeit ging ich gewohnt umsichtig über die Straße, als plötzlich ein E-Auto vor mir stand. Hätte ich mich nur auf mein Gehör verlassen, hätte das schlecht enden können. E-Autos haben ein wesentlich höheres Drehmoment und eine bessere Beschleunigung - deshalb stand das Auto plötzlich da - und sind darüberhinaus auch noch leise. Einzig das Abrollgeräusch der Reifen ist zu vernehmen, das jedoch im Alltagslärm der Stadt untergeht.

Das bedeutet, dass sich die PassantInnen zukünftig daran gewöhnen müssen, dass Autos nicht mehr den gewohnten Lärm produzieren. Gerade in der Stadt lebend wäre es wirklich sehr interessant, viel des bekannten Lärms durch den Umstieg auf die E-Mobilität beseitigen zu können. Wäre es nicht wunderbar, sich einer kleineren Geräuschkulisse aussetzen zu müssen?

Politische Prioritäten setzen

Mikrofon
Quelle: https://pixabay.com/de/mikrofon-rede-vortrag-redner-2316268/ 18.09.2017

Gerade in Wahlkampfzeiten erscheint es notwendig, der jungen Generation eine Perspektive anzubieten. Vor der Zukunft muss niemand Angst haben. Weder durch die Zuwanderung auf unseren Arbeitsmarkt, noch durch die Computerisierung. Es wird darum gehen, die Veränderungen in der Bildung aktiv mitzugestalten. Zwar spielt dieses Thema nur eine untergeordnete Rolle im Themenkanon der Nationalrats- und Bundestagswahlen in Österreich und Deutschland, doch langfristig geht es genau hier um Arbeitsplätze und um ein vermitteltes Gefühl der existenziellen Sicherheit. Das nicht zu adressieren, wäre ein Fehler …

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