2. Von den "Ängsten" der Veränderung! 

Geht es um Reforminitiativen in der Bildung, aus der Gesellschaft kommend oder vereinzelt auch von ambitionierten PolitikerInnen, die noch nicht müde geworden sind, so scheitern diese oft an einer bestimmten Interessenvertretung. Vielleicht scheint ein differenzierter Blick auf die LehrerInnen in Österreich angebracht, um danach fundiertere Meinungen zu bilden. Vor einigen Jahren hat die damalige Unterrichtsministerin eine Verlängerung der Arbeitszeit um 2 Schulstunden vorgeschlagen, geworden ist daraus nicht, obwohl die 40-Stunden-Woche aufgrund der 50 Minuten dauernden Schulstunde in einer 36,6 Stunden-Woche endet und zwei Stunden mehr kein wesentliches Problem darstellen können. Es geht hier nicht um die Sache, sondern um das Gesprächsklima!! Auch wenn teilweise Einwände berechtigt waren, so war die Natur der Auseinandersetzung nicht produktiv. Das Beispiel der Nutzung neuer Medien ist ein wunderbares Beispiel. Auch bei der Implementierung neuer Medien gab und gibt es immer wieder Widerstand. 


Gefährden neue Medien den Arbeitsplatz der LehrerInnen? Wohl eher nicht, denn sie werden mehr denn je gebraucht.  Aber etwas entscheidendes wird verändert: die Transparenz des Unterrichts! Durch den Einsatz neuer Medien wird der Unterricht, der traditionell stets hinter verschlossenen Türen stattgefunden hat und mit dem Verlassen der LehrerInnen wurde die Tafel gelöscht, transparent. Plötzlich fungieren die LehrerInnen nicht mehr als ExpertInnen, sondern schlüpfen in die pädagogisch viel wertvollere Rolle des Coaches, weil die SchülerInnen in Echtzeit den Wahrheitsgehalt des Vorgetragenen überprüfen können. Analog zur Gesellschaft verändert sich durch die Implementierung neuer Medien die Pädagogik und Didaktik. Diese Prozess schürt Ängste, hat aber ein enormes Entwicklungspotenzial. Das Festhalten an bisher bewährten Methoden entfernt die Schule von der Realität und die SchülerInnen vom Lernerfolg. Genau das Gegenteil erwarten wir von einem Schulsystem. Es soll unsere Zukunft, unsere Kinder, bestmöglich auf die Herausforderungen des Lebens vorbereiten und zu Recht wird die Frage gestellt, ob diese Leistung noch erbracht wird. 


 

Es sollen hier keineswegs die LehrerInnen einem Bashing ausgesetzt werden, viele LehrerInnen leisten hervorragende Arbeit und versuchen, gemäß ihrer Berufung, die Jugend vorzubereiten. Allerdings ist die Rolle, die eine Interessenvertretung in einem Reformprozess einnimmt, mehr als fragwürdig. Generell schwebt mir ein System vor, in dem SchülerInnen und LehrerInnen am Ende des Tages nachhause gehen und ihre Aufgaben erledigt haben, das bedingt allerdings, dass administrative Aufgaben von der Schuladministration übernommen und nicht auf die  Lehrkräfte abgewälzt werden. Ein produktiver Diskurs in diese Richtung wäre zielführender als emotional geführte Debatten, die entlang ideologischer Gräben verlaufen.