Mit dem DaVinciLab in die Zukunft der SchülerInnen

SchülerInnen vor einem Greenscreen
© Axel Zahlut - SchülerInnen vor einem Greenscreen

Selten hat mich ein Workshop so inspiriert, wie jener, den ich letzten Freitag besuchen durfte. Das DaVinciLab fesselt im Rahmen eines #MadebyKids-Workshops die SchülerInnen der Volksschule Markomannenstraße und die Ergebnisse sind beachtlich. Mittels der Software Minecraft wird in sechs Teams der Klassenraum der Zukunft erbaut und die Zukunft, in der wir einmal leben könnten, erdacht. Aber alles der Reihe nach.

Das DaVinciLab denkt in die Zukunft

http://www.davincilab.at - Header
Quelle: http://www.davincilab.at 18.06.2017

Das DaVinciLab entstand aus der Idee, unseren Kindern einen modernen Unterricht, der die digitalen Kompetenzen abdeckt und die Kreativität fördert, zu ermöglichen. In der Zwischenzeit ist die Initiative größer geworden und es werden immer wieder wichtige Partner mit dem gleichen Ziel  gewonnen. Neben der PH Wien, der Universität Wien und dem Bildungsministerium, möchten auch Microsoft, Digital City Wien, Lego-Education, die Österreichische Gesellschaft für 3D-Druck, Turtle-Stitch und die NASA-Space-Apps-Challenge kreativen und innovativen Unterricht ermöglichen. 

Schüler vor einem Laptop
© Axel Zahlut - Schüler vor einem Laptop

Damit wird aus dem Vollen innovativer Lehr- und Lerninhalte geschöpft. Das DaVinciLab hat den Anspruch, Inhalte kreativ, spielerisch, Projekt-orientiert und kollaborativ zu vermitteln. Am Ende soll die Kompetenz des vernetzten Denkens gefördert werden. Traditionell wurden die Pädagogik und die Didaktik an den jeweiligen Hochschulen konzipiert. Das DaVinciLab stellt sich hier breiter auf und fasst die Erfahrungen der Volksschulen, der Neuen Mittelschulen und der Gymnasien zusammen. Ein Ansatz der erfolgsvorsprechend ist. 60 Workshops in drei Monaten sprechen eine eindeutige Sprache.

Minecraft als Werkzeug der Vorstellung

Minecraft Startoberfläche
© Axel Zahlut - Minecraft Startoberfläche

Vielen ist Minecraft als Spiel bekannt. In diesem Workshop geht es um die Möglichkeit, die Lernumgebung der Zukunft zu erdenken. Die SchülerInnen einer Klasse werden in sechs Gruppen zu je drei bis vier Personen zusammengefasst. Der Auftrag klingt einfacher als er ist: Konzipiert die Klasse der Zukunft und stellt euch vor, wie wir einmal leben werden! Nachdem es sich nicht um den ersten Workshop handelt, stellen die jeweiligen Gruppen bereits ihre Bauprojekte zu Stundenbeginn vor. Interessant ist, dass allen SchülerInnen-Gruppen der Naturbezug gemein ist.

Schüler baut mit Minecraft
© Axel Zahlut - Schüler baut mit Minecraft

Das Klassenzimmer der Zukunft steht demnach entweder im Grünen, oder die Natur ist vor der Tür. Bezüglich neuer Technologien haben die SchülerInnen eine eindeutige Vorstellung. Wir werden von Robotern umgeben sein, die all jene Tätigkeiten machen, die wir nicht übernehmen wollen. Putzen, Wäsche-waschen, saugen und schnell kochen soll von Maschinen übernommen werden, während wir etwas Sinnvolles machen. Das alles wird in der Minecraft-Software konzipiert.

Die pädagogische Interaktion

Bauprojekt einer Gruppe
© Axel Zahlut - Bauprojekt einer Gruppe

Nach einer kurzen Stundenwiederholung, in der das bisherige Projekt vorgestellt wird, verfeinern die SchülerInnen ihr Konzept. Nachdem jeweils ein (!!) Klassenzimmer pro Gruppe als Arbeitsergebnis vorgestellt werden muss, ziehen alle Gruppenmitglieder an einem Strang, was die Kollaboration fördert. [Der Unterschied zwischen Kooperation und Kollaboration wird in diesem Artikel erklärt.] Am Ende werden alle SchülerInnen in ihren Teams zu ihren Ergebnissen interviewt. Das Ganze wird vor einem Greenscreen aufgenommen, um später die jeweiligen Konzepte einzublenden. Sind die Interviews im „Kasten“, geht es an die Beantwortung des standardisierten Fragebogens der Universität Wien.

Schüler füllt Fragebogen aus
© Axel Zahlut - Schüler füllt Fragebogen aus

Für die Erfüllung der Projektvorgaben ist eine derartige Evaluierung unumgänglich, wie ich aus meinen europäischen Projektleitungen gelernt habe. Ob dieser Fragebogen wirklich altersgerecht ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Wie immer ist bei derartigen Initiativen darauf zu achten, das Verhalten der SchülerInnen durch die Raumgestaltung zu lenken. In einem derartigen Setting schlüpft die Lehrkraft stets in die Rolle eines Coaches. Nachdem aber durch die vielen BeobachterInnen mehr Erwachsene anwesend waren, standen de facto mehr Coaches zur Verfügung.

Auf der Suche nach Verbesserung

Evaluierungsrunde
© Axel Zahlut - Evaluierungsrunde

Alle erfolgreichen Projekte unterliegen einer strengen Qualitätskontrolle. Madebykids unterliegt als Pilotprojekt einer ständigen Evaluierung durch die Universität Wien und die Pädagogische Hochschule Wien. Es ist der Anspruch der ProjektleiterInnen, pädagogische Abläufe stetig zu verbessern und in einer ehrlichen Reflexion Potenziale der Optimierung zu erkennen und umzusetzen. Speziell die Expertise der PH Wien ist in diesem Kontext besonders wertvoll, werden von ihren VertreterInnen pädagogische Schieflagen sofort erkannt.

#Madebykids
©Axel Zahlut - #Madebykids

Ein Pilotprojekt wie Madebykids ist nicht als fertiges Produkt, sondern als Prozess zu verstehen. Die Abläufe der jeweiligen Workshops sind aus meiner Sicht bereits heute ziemlich ideal und lassen - positiv zu verstehen - wenig Luft nach oben offen. Natürlich ist die Arbeit mit SchülerInnen einer Volksschule immer von Improvisationen geprägt. Doch um nicht die konzipierten Abläufe aus den Augen zu verlieren, findet nach jedem Workshop eine Feedback-Runde statt. Nachdem ich so einer  beiwohnen durfte, kann ich versichern, dass hier sehr ehrlich und konstruktiv nach Verbesserungen gesucht wird.

Inspirierend

SchülerInnen erdenken die Zukunft
© Axel Zahlut - SchülerInnen erdenken die Zukunft

Besser als bei diesem Schulbesuch kann das Motto von innovationsschule.at nicht auf den Punkt gebracht werden. „Bildung ist der nachhaltigste Lifestyle.“ Wenn sich SchülerInnen die Zukunft vorstellen, rücken sie unsere Werte sofort gerade. Der starke Bezug zur Natur und die Reduktion der Maschinen und Roboter auf das Wesentliche zeugen von einem durchdachten Verständnis unserer Welt. Unser Leben soll deutlich erleichtert und nervende Tätigkeiten an Maschinen ausgelagert werden. Wenn SchülerInnen den Klassenraum der Zukunft konzipieren, spielt die Technik eine untergeordnete Rolle. Nicht, weil sie überflüssig wäre, sondern weil sie uns sowieso umgibt. Es ist diese Selbstverständlichkeit, an der wir uns bei zukünftigen Bildungsreformen orientieren sollten …

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