Im dritten und letzten Teil meines Jahresrückblicks möchte ich 2017 aus Sicht der Nachhaltigkeit beleuchten. Natürlich enthält dieser Beitrag eher persönliche Erfahrungen, die ich mit meinen LeserInnen teilen möchte. Die zentrale Frage, die ich mir stellte, ist, wie ich meinen Beitrag leisten kann. Das abgelaufene Jahr stand für mich unter dem Motto gelebter Nachhaltigkeit. Umso schwerer treffen mich Aktionen wie jene von Donald Trump.
Einfacher als man glaubt
Als ich mir, inspiriert von meiner Frau, vorgenommen habe, nachhaltiger zu leben, glaubte ich, dass eine Umstellung kostspielig würde und mit einigen Einschränkungen gleichbedeutend wäre. Nach einiger Zeit kann ich allen versichern, dass dem keineswegs so ist. Im ersten Schritt ging es für mich um den Kauf und die Nutzung verschiedener Produkte und Lebensmittel. Kurz gesagt: Es ging um mein Konsumverhalten. Beim Kauf von Lebensmitteln achte ich auf regionale Bioprodukte, um meinen ökologischen Fußabdruck so klein als möglich zu halten.
Dafür eignet sich der Bauernmarkt wunderbar. Auch bei der Haltbarkeit der Lebensmittel hilft oft der gesunde Hausverstand. Immerhin heißt es „Mindestens haltbar bis …“ und nicht „Tödlich ab …“. Überhaupt ist auf die Regionalität zu achten, eine brauchbare Orientierung. Auch wenn es keine regionalen Produkte sein können, so achte ich zumindest darauf, im einem örtlichen Geschäft einzukaufen. Manchmal ereilt mich doch ein Amazon-Paket, das von fragenden Blicken meiner Frau begleitet wird. Sie erinnert mich dankenswerterweise immer wieder daran, die örtlichen Geschäfte zu fördern.
If you buy cheap, you buy twice
Auf gute Qualität beim Einkauf zu achten, zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus. Mein persönliches Ziel ist stets, Gegenstände für eine lange Nutzungsdauer zu kaufen. Das gelingt nur bei qualitativ hochwertigen Produkten. Günstigere werden schneller kaputt, weshalb erneut eingekauft werden muss. Auf lange Sicht ist diese Taktik teuerer und belastet das Klima, zumal der gesamte Produktions- und Lieferprozess wieder durchlaufen werden muss.
Mülltrennung ist eine Pflicht
Wir trennen sehr penibel den Müll. Bis heute ist mir schleierhaft, warum manche Menschen zu faul sind, durch einen zusätzlichen Handgriff ihren Müll zu trennen. In unserer Küche steht auch ein Biomüll-Behälter. Nachdem in Wien immer eine Müllsammelstelle mit allen Müllarten in der Nähe ist, fällt mir diese Haltung leicht. Der Unterschied ist lediglich, dass nicht alles im hauseigenen Müllraum entsorgt wird, sondern eben auch ein paar Schritte zur nächsten Sammelstelle ein- bis zweimal pro Woche notwendig sind.
Hochachtung habe ich vor Menschen, die völlig müllfrei leben können. Im Alltag schaffe ich das nicht - vielleicht noch nicht. Aber beim Thema Nachhaltigkeit geht es nicht darum, päpstlicher als der Papst zu sein, sondern einfach nur darum, innerhalb unserer Möglichkeiten einen Beitrag zu leisten. Ich vermeide beispielsweise Verpackungen aus Plastik, aber manchmal ist das fast unumgänglich. Das berühmte Plastiksackerl verwende ich schon lange nicht mehr und beim Einkauf begleitet mich stets ein Rucksack.
Verkehr nachhaltiger gestalten
Dieser Aspekt fällt mir in der Stadt lebend leichter. Ich bin stolzer Besitzer einer Jahreskarte der Wiener Linien und finde es toll, das gesamte Netz öffentlicher Verkehrsmittel um umgerechnet 1 Euro pro Tag nützen zu können. In der Stadt ist der öffentliche Verkehr so gut ausgebaut, dass ich nicht auf mein Auto angewiesen bin.
Das mit dem eigenen Fahrzeug ist sowieso so eine Sache. Im Durchschnitt ist ein Auto über 90 Prozent der Zeit ein „Stehzeug“ und wird nicht genützt. Als Familienvater bilde ich mir dennoch ein, eines zu brauchen. Aber ich bin davon überzeugt, dass sich das Verkehrskonzept in den nächsten zehn Jahren radikal ändern wird. Wäre ich Single, bräuchte ich schon heute kein Auto mehr.
Die Unreflektiertheit in Person
Dass sich alle wichtigen Industriestaaten auf einen gemeinsamen Klimavertrag einigen, war in der Vergangenheit ein unmögliches Unterfangen. Deshalb war die Unterzeichnung des Klimavertrags von Paris historisch. Zum ersten Mal dürften alle Vertragsparteien den Ernst der Lage erkannt haben. Obgleich die festgeschriebenen Sanktionen im Vertrag von Paris bestenfalls schwammig formuliert wurden, ist es gut, wenn alle in eine Richtung rudern. Dann wurde Donald J. Trump als Präsident der USA vereidigt und alles änderte sich.
Die USA steigen aus diesem Vertrag aus, weil ihr Präsident Wettbewerbsnachteile befürchtet. Die Konsequenzen sind schwerwiegend. Es ist zu erwarten, dass auch China bei der Einhaltung seiner Ziele inkonsequent ist, um ihr Wachstum nicht zu gefährden. Bedenken wir, dass die USA die Ressourcen von 4,6 Planeten verbrauchen, ist das weltpolitische Einsparungspotenzial einleuchtend. China hat zwar das stärkste Wachstum, was den CO2-Ausstoss betrifft, erreicht aber noch nicht einmal ein Viertel des Werts der USA. Um einen fairen Wettbewerb zwischen den Staaten sicherzustellen, kann sich China - jedenfalls für den Moment - mehr erlauben als die USA. Aber diesen Zusammenhang versteht Donald Trump offenbar nicht.
Ich kann nur vor der eigenen Türe kehren
Natürlich stimmen mich diese Entwicklungen traurig, aber ich kann sie leider nicht beeinflussen. Alles, was ich tun kann, ist, meinen individuellen Beitrag zu leisten. Ob es am Ende genügt, weiß niemand. Aber irgendwo müssen wir anfangen. Wenn meine Lebensweise dazu beiträgt, dass ein paar Menschen in meinem Umfeld inspiriert werden und ich als Vorbild fungieren darf, habe ich mein Ziel erreicht. Man möchte sich ja am Ende seines Lebens nichts vorwerfen müssen …