50. Alles ist relativ - Noten auch!

alles ist relativ
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Diese Frage beschäftigt mich bereits seit längerer Zeit und praktikable Antworten finden hier auch die erlesensten ExpertInnen nicht. Jede/r SchülerIn kennt das Problem, dass die gleiche Note an einer Schule mehr und an einer anderen weniger Wert hat. Sogar an der gleichen Schule finden sich erhebliche Unterschiede zwischen den Bewertungen verschiedener LehrerInnen. Wird beim Einstieg in den Arbeitsmarkt auf die Schulnoten verwiesen, kann das zu Schwierigkeiten führen. Ein Industriepartner eines EU-Projekts in Deutschland hätte beinahe seinen heute besten Mitarbeiter nicht eingestellt, weil er die Note drei in Mathematik hatte. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass der zuständige Lehrer der Ansicht war, einen 1er gäbe es für Gott, einen 2er für mich und einen 3er für meinen besten Schüler. Auf die Frage, wie man diesem Problem Herr werden könnte, bekam ich die Antwort, die Noten komplett abzuschaffen! 


Obwohl diese Maßnahme in der Theorie gut klingt, unterstützt sie möglicherweise die Selbstreproduktion von Bildungsschichten, ein Prozess, der einer modernen, gerechteren und innovativen Gesellschaft keinesfalls gefallen kann. Der gesunde Wettbewerb unter den SchülerInnen würde augenscheinlich auch fehlen. Aber das wären auch schon die Argumente für eine Beibehaltung des Notensystems, zumal die Nachteile fast schwerer wiegen: Sie sind keinesfalls fair über verschiedene Schulen hinweg, bieten daher auch keine Grundlage für die Zulassung zum Studium, und „erleichtern“ den LehrerInnen die Arbeit. Viele LehrerInnen würden den letzten Aspekt als zynisch bezeichnen und ich verstehe die Aufregung. Doch sehr oft werden die Noten als das einzige Motivationsmittel zur Disziplinierung der SchülerInnen herangezogen. Nicht mehr der Lernfortschritt, sondern eine drohende Nachprüfung oder die schlechtere Note dienen als Mittel der Motivation. 


 

Mein Diskussionsvorschlag wäre jedenfalls eine zusätzliche, textliche und ausführliche Bewertung zur Note, die dem Zeugnis beigelegt würde. Vielleicht ist das der notwendige Zwischenschritt, um den Sinn klassischer Schulnoten zu evaluieren. Vielleicht sollten wir nach neuen Methoden der Motivation von SchülerInnen suchen. Für die Zulassung zum Studium - wie in manchen Ländern üblich - versagen Schulnoten weitestgehend, weil keinesfalls Talente und Voraussetzungen für das jeweilige Studium reflektiert werden. Auch eine zentralisierte Reifeprüfung hinkt diesbezüglich und Prüfungen während der Eingangsphase in manchen Studien unterstreichen das. Die Abschaffung der Noten wenn zeitgleich sowieso Eingangsprüfungen stattfinden, wäre eine logische Konsequenz oder vielleicht übersehen wir die Lösung. Es ist eben doch beinahe alles relativ …