Wann ändert sich etwas? Zum Weltfrauentag!

Frau und Mann in Küche
Quelle: https://pixabay.com/de/frau-küche-mann-alltag-blond-1979272/ 09.03.2017

Wie nähere ich mich als Mann diesem Thema an? Ich finde die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern einen unerträglichen Zustand, der einer modernen Gesellschaft nicht würdig ist. Schon in meiner Studienzeit war meine Generation eine der ersten, die sowohl in Wort als auch in Schrift gegendert hat. Argumente, diese Schreibweise würde den Lesefluss beeinträchtigen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde, es war an der Zeit, die Bundeshymne zu adaptieren, denn Frauen müssen auch hier endlich sichtbar gemacht werden. Doch was nun? Kaum mehr Frauen in klassischen Männerberufen. Eine beschämende Gehaltsschere. Was brauchen wir jetzt?

Die Forderungen bleiben

Seit einigen Jahren höre ich anlässlich des Weltfrauentags die gleichen beschämenden Daten. Allen voran die Gehaltsschere von über 20 Prozent. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit scheint noch immer eine fiktive Vorstellung aus einer parallelen Realität zu sein - leider. Doch die Thematik geht viel tiefer. Sie fängt - und das ist der Brückenschlag zum Thema Bildung - schon bei der Kinderbetreuung an. Wir leben in einer Zeit der flexibel gewordenen Arbeitszeiten. Aber ist die Kinderbetreuung flexibel geworden? Ein wesentlicher Grund des Lohnunterschieds zwischen Frauen und Männern ist die unterbrochene Erwerbsbiographie durch die Geburt der Kinder und der im internationalen Vergleich relativ langen Karenzzeit.

Diese lange Karenzzeit ist aber de facto notwendig, weil die Angebote der Kinderbetreuungsplätze leider nicht flächendeckend gegeben sind. Vor allem nicht ab einem frühen Kindesalter und schon gar nicht in allen Bundesländern gleichermaßen. Wien ermöglicht die Kinderbetreuung beispielsweise bereits ab einem früheren Alter als Niederösterreich. Wenn wir also von der Beseitigung der Gehaltsschere sprechen, ist das  - neben einem grundsätzlichen, männlichen Chauvinismus - ein wesentlicher Aspekt, der bedacht werden muss.

Wenn Rollenbilder Bildung definieren

Dieser Aspekt ist mir aus der Bildung kommend besonders wichtig. In einer modernen Gesellschaft sollten Berufe unabhängig des biologischen Geschlechts ausgeübt werden. Weibliche Mechanikerinnen, mehr Soldatinnen, Pilotinnen oder Schweißerinnen. Generell sollten technische Berufe interessanter werden. Denn die Bezahlung ist dort im Schnitt besser. Auch unter den angehenden AkademikerInnen sind technische Studien noch deutlich in der Minderheit. Das bedarf eines gesellschaftlichen Prozesses, der noch nicht abgeschlossen ist. Denn Frauen werden gesellschaftlich in klassisch weibliche Berufe gedrängt. 

Fazit: Viel getan, noch sehr viel zu tun!

Gleichberechtigung
Quelle: https://pixabay.com/de/mann-frau-gleichberechtigung-gesetz-1131068/ 09.03.2017

Dass in den Jahren seit dem Frauen-Volksbegehren wenig erreicht wurde, kann ich nicht unterschreiben. Doch was zu tun bleibt, ist wesentlich mehr. Alleine, dass es eines Weltfrauentags bedarf, ist kein gutes Zeugnis unserer Gesellschaft. Was ich befürchte ist, dass uns während der Diskussion zur finalen Gleichstellung die Emotionen im Weg stehen könnten. Das mag an einer männlich dominierten Gesellschaft, aber auch an VertreterInnen des Feminismus liegen, die oft Diskussionen auf eine emotionale Ebene bringen, die in der Wahrnehmung keine Graustufen mehr zulässt. Nur noch schwarz und weiß. Wir diskutieren dann leidenschaftlich über die Töchter in der Bundeshymne und das große Binnen-I. In meinen Augen handelt es sich hier nicht um Ziele, sondern um Etappen bei der Erreichung des Ziels.

Das Binnen-I ist genauso wichtig wie die Töchter in der Hymne. Aber ich will, dass sich die Gehaltsschere endlich schließt. Eine Möglichkeit wäre, dass die Gehälter innerhalb eines Betriebes offengelegt werden müssen. Denn Transparenz wäre ein guter Schritt. Wenn auch noch die Möglichkeiten der Kinderbetreuung ausgeweitet werden, wären jene Rahmenbedingungen gegeben, in denen ein gesellschaftlicher Wandel stattfinden kann. Diskussionen verliefen sachlicher und nicht auf einer irrational emotionalen Ebene …