Gibt es faire Elektronik?

Rohstoff von Elektronik
Quelle: https://static.pexels.com/photos/196673/pexels-photo-196673.jpeg 07.05.2017

Wir alle lieben unser Smartphone. Es enthält gefühlt unser gesamtes Leben. Trotzdem geht die „Liebe“ nicht soweit, dass wir über zwei Jahre hinweg das gleiche Gerät verwenden würden. Die Werbeindustrie suggeriert uns, dass wir das neue Modell brauchen und wir empfinden es als Schnäppchen, wenn es einhundert Euro weniger kostet, als vom Hersteller empfohlen. Der Punkt der geplanten Obsoleszenz (wenn ein Gerät vom Hersteller geplant kaputt geht, Anm.) ist meistens noch lange nicht erreicht. Doch gibt es hier faire Varianten, die zum Umdenken bewegen?

Was brauchen wir?

Als Blogger würde man meinen, ich bräuchte stets das neueste Gerät, um am Puls der Zeit zu bleiben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wenn ich mich darauf zurückbesinne, welche Funktionen ich tatsächlich im Alltag brauche, erkenne ich schnell, wie manipuliert wir von der Werbung sind. Wenn ein Gerät noch schärfer darstellt, die Kamera noch besser ist und noch mehr Kerne im Prozessor arbeiten, meinen wir, das wäre notwenig. Worauf wir tatsächlich achten, ist ein überarbeitetes Design. Die Dinge erledigt ein Smartphone von vor drei Jahren genauso gut wie ein aktuelles. Nichts wird fundamental besser oder anders mit neuen Geräten. Es empfiehlt sich also, eine Liste zu erstellen, mit Eigenschaften, die wir unbedingt brauchen.

Gleiches gilt übrigens auch für unseren Computer. Mein Laptop ist mein primäres Arbeitsgerät. Ohne ihn wäre ich - auf Deutsch gesagt - aufgeschmissen. Ich vertraue hier zwar einer Firma, die für die Langlebigkeit ihrer Produkte bekannt ist, aber immerhin handelt es sich auch hier um ein Gerät, das ich im Dezember 2014 erstanden habe. Aktuell ist es noch immer auf dem technisch neuesten Stand, obwohl die neueren Geräte noch dünner und leichter sind. Aber wegen 300 Gramm braucht niemand nicht nervös zu werden.

Was passiert da in Asien und Afrika?

Aus den Medien erfahren wir in regelmäßigen Abständen, dass die MitarbeiterInnen eines bekannten Herstellers Selbstmord begehen, weil sie keinen anderen Weg mehr für sich sehen. Die AuftraggeberInnen, also die Firmen, die unsere Lieblingsgeräte vertreiben, stehen machtlos daneben und können keine adäquaten Lösungen anbieten. Doch nicht nur die Produktion selbst ist konfliktbehaftet. Haben Sie sich schon einmal überlegt, welche Rohstoffe in unseren Computern und Smartphones verbaut sind?

Waisenkind
Quelle: https://pixabay.com/de/waise-afrika-afrikanische-kind-1139042/07.05.2017

Diese stammen oft aus Regionen mit Bürgerkrieg und extremer Armut. So hat die Produktion von Smartphones und Computern gleich einen schalen Beigeschmack. Denn offenbar sind wir bereit, wortwörtlich über Leichen zu gehen, um das neueste Spielzeug zu haben. Doch vielleicht geht es auch anders. Von klein auf bekommen wir die Logik des Marktes eingedrillt. Wenn also mehr Menschen in größeren Abständen Produkte kaufen oder gar verzichten, reguliert der Markt den Rest, zumal die Nachfrage sinkt.

Was kann jede/r von uns tun?

Wie können wir dieser Entwicklung Herr werden? Vermutlich nur in einem kleinen Rahmen und sehr individuell. Wie bereits bei der Mülltrennung oder dem Klimaschutz muss die Initiative von uns selbst ausgehen. Als ersten Schritt wäre die Überlegung sinnvoll, ob wir tatsächlich jedes Jahr ein neues Gerät anschaffen müssen. Vielleicht tut es das ältere noch und möglicherweise könnten wir es sogar bis zur geplanten Obsoleszenz verwenden. Darüber hinaus könnten wir künftig nach den Kriterien der Fairness auch unsere Elektronik einkaufen.

Gerade bei Smartphones ist mittlerweile eine kleine aber feine Bewegung der fairen Elektronik entstanden. Diese Smartphones sind nicht günstig und auf dem letzten technischen Stand sind sie meistens auch nicht. Die bekanntesten Vertreter sind Fairphone und Shiftphone. Auf mich üben diese Geräte wegen des sozialen Aspekts einen besonderen Reiz aus. Mein aktuelles Smartphone werde ich noch sehr, sehr lange verwenden. Aber wenn der Punkt der Obsoleszenz irgendwann erreicht ist, denke ich auch hier in eine nachhaltigere Richtung.

Fazit: Es geht um das Bewusstsein!

Egoistisch betrachtet versuchen wir mit jeder dieser Strömungen zum Thema Nachhaltigkeit unser durch Konsum getriebenes Gewissen zu beruhigen. Unser Konsumverhalten in Richtung eines verminderten Kaufbedürfnisses zu ändern, ist weit schwieriger, als schlichtweg eine neue Produktkategorie in unseren Kaufwahn aufzunehmen. Egal, ob Fairtrade oder Direct-Trade, Organic oder Ethical, wir kaufen trotzdem.

Bewusstseinswerdung
Quelle: https://static.pexels.com/photos/2874/cold-person-woman-water.jpg 07.05.2017

Nachhaltiger wäre es, ein paar Minuten unserer Zeit darauf zu verwenden, ob unser Kauf nachhaltig ist. Wir verwenden ja auch recht viel Zeit darauf, uns über die neuesten Produkte zu informieren. Wenn es um faire Elektronik geht, habe ich seit längerer Zeit einen Smartphone-Favoriten. Sollte irgendwann der Kauf eines neuen Gerätes anstehen, denke ich zunächst über faire Alternativen nach.