21. Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen! 

Sorgen eines kritischen Menschen
Copyright: Axel Zahlut

Ich habe das große Vergnügen, im Rahmen eines EU-Projekts an der BildungOnline in Hall in Tirol heute und morgen teilzunehmen. Am Weg hierher beschäftigte mich eine Frage akut: Wo findet die gemeinsame Koordination verschiedener Reformansätze statt? Mittlerweile gibt es verschiedene pädagogische Reformansätze, wie eine Schule der Zukunft aussehen kann - gemein ist ihnen zumindest die Erkenntnis „Sicher nicht so wie heute!!!“. Es gab und gibt unzählige nationale, europaweite und internationale Projekte, deren Ziel es war, den LehrerInnen so viele Ressourcen wie möglich und so aktuell wie möglich an die Hand zu geben. Wie werden diese umgesetzt? 


Die Europäische Kommission kam zur Schlussfolgerung, dass aktuell genügend Inhalte zur Verfügung stehen, diese „einfach“ nur genutzt werden müssen. Strategiegruppen erdachten neue pädagogische Konzepte, deren nationale Ausprägungen umgesetzt werden können. Doch wenn überhaupt, ist nur eine schleppende Veränderung zu beobachten. Europäische Initiativen werden stets als zu wenig praxisnah abqualifiziert und national abgeblockt. Auch national, besonders in Österreich, scheint die politische Herkunft einer Initiative wichtiger, als deren Inhalt zu sein. Die Folge: Status quo, Reformstau und Frustration. 


 

Warum gibt es keine Institution, deren Aufgabe es wäre, alle vorhandenen Ideen zu sammeln und auf einem weißen Blatt Papier eine nationale Umsetzung zu planen? Die Politik hat den Wald vor lauter Bäumen aus den Augen verloren und wir machen als Gesellschaft mit oder resignieren, statt aktiv zu werden. Zu allem Überdruss beschweren wir uns, über die Zentralmatura, PISA-Test-Ergebnisse oder über Detailfragen, deren konzeptionelle Einbettungen nie bedacht wurden, oder nur in Ansätzen. Wenn das Bildungssystem Ausdruck einer Gesellschaft sein sollte, gilt meine Sorge nicht etwaigen Terrortendenzen - sie sind nur ein Syndrom, das in Nicht-Reflexion ihren Ursprung hat - sondern unserer Bildung, die es nicht schafft, dynamische und reflektierte Menschen zu bilden, die den Status quo hinterfragen …