Mahnende Worte einer Zeitzeugin!

Video Screenshot von Gertrude, 89
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=XnhPRx3FtH4 , 26.11.2016

Dieses Video hat mich berührt, wie sonst kaum eines! Gertrude, 89 hat mit ihren Erzählungen und Erfahrungen den aktuellen Wahlkampf wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Dafür gebührt ihr unser Dank. Eine Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz hat die Mechanismen des Populismus durchschaut und auf treffende Art und Weise Parallelen zur Vergangenheit gezogen. Eine Vergangenheit, von der sie hoffte, sie würde sich nie wiederholen. Doch genau an diesem Punkt stehen wir als Gesellschaft und Zeitzeugen wie Gertrude, 89 können dazu beitragen, dass wir vielleicht aus der Geschichte lernen …

Aller Anfang war die fehlende Achtung!

Spätestens in den letzten zwei Jahren erreichte der Populismus einen Höhenflug der besorgt. Indem nicht nur den Menschen nach dem Mund gesprochen wird, sondern sogar primitive Ängste geschürt und hervorgerufen werden, versucht man, Wählerstimmen zu generieren. Und erschreckender Weise geht diese Taktik bisher voll auf. Es wurde gesellschaftlich akzeptabel, andere Menschengruppen zu dämonisieren und sie zu schwarzen Schafen zu erklären, denen man jede Fehlentwicklung unserer Gesellschaft in die Schuhe schieben kann.

Wir Bürger/-innen machen dabei leider mit und fallen auf die Tricks der Demagog/-innen herein. Mit einem aufgeklärten Bürgertum hat das nichts mehr zu tun. Werte, die wir von Immigrant/-innen zu Recht einfordern, ignorieren wir im zwischenmenschlichen Umgang, indem wir abfällig über „die Anderen“ reden. Der Schritt zu den Beschimpfungen wie wir sie aus den 1930er Jahren kennen, ist dann gar nicht mehr so groß.

Die fehlende Verantwortung der Politik!

In der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ war vor einiger Zeit Manfred Hainbuchner, Chef der FPÖ Oberösterreich, zu Gast und schwafelte von der politischen Verantwortung, die man gegenüber seinen Wähler/-innen hat. Aber wir sind auch als Österreicher/-innen unserer Geschichte gegenüber verantwortlich. Und Aufgabe verantwortungsvoller Politiker/-innen ist es, aus der Geschichte zu lernen und das politische Handeln daran zu orientieren, nicht eine Wiederholung geschichtlicher Fehler zu provozieren. Dabei geht es gar nicht primär um die tatsächliche Haltung dieser Politiker/-innen, sondern um deren unkontrolliertes Spielen mit dem Feuer.

Wenn eine Zeitzeugin unsere Geschichte erzählt!

Denn eines wurde im Video von Gertrude, 89 deutlich. Sie hat nicht nur ihre eigene Geschichte erzählt, sie erinnerte uns an die Geschichte Österreichs. An den Bürgerkrieg in der Zwischenkriegszeit, an politische Emporkömmlinge, die bereits einmal den Nachsatz „So wahr mir Gott helfe“ benützt haben und an eine Gesellschaft, die unreflektiert ihre niedrigsten Instinkte unwürdig der Aufklärung hervorkehrte. Wir brauchen immer wieder die Erzählungen von Zeitzeuginnen und -zeugen, um uns diese schreckliche Zeit vor Augen zu führen. Eine Zeit, welche die junge Generation nicht mehr nachvollziehen kann und deswegen empfänglich für populistische Strategien ist.

Fazit: Es ist keine linke Dämonisierung!!

Populisten argumentieren oft damit, dass linke Gruppierungen stets versuchen, Populisten ins rechte Eck stellen zu wollen, obwohl sie das alles gar nicht so meinen würden. Nach jeder zweifelhaften Aussage von Populisten kommt eine Erklärung, die üblicherweise mit  den Worten „Was ich damit eigentlich sagen wollte“ anfängt. Verantwortungsvolle Politik sieht anders aus. Denn diese Leute wissen, welchen Schaden Worte verursachen können. Wenn von Bürgerkriegen, importierten Vergewaltigern und Terroristen und einem faschistischen Diktator gesprochen wird, ist das ein Jargon aus vergangenen Zeiten. Genau diese Worte haben Menschen verwendet, die das dunkelste Kapitel der Geschichte unseres Landes  eingeläutet haben. Deswegen sollten wir diese Politiker/-innen mit äußerster Vorsicht genießen. Dass sie wieder mehrheitsfähig, wie im Falle Norbert Hofers, geworden sind, erfüllt mich mit Sorge …