Menschlich und fair - der etwas andere Nachruf!

Förderband
© Axel Zahlut

In der Politik vermisse ich oft die Menschlichkeit und den gegenseitigen Respekt. Parteipolitisches Kalkül, ideologische Grabenkämpfe und eine grundsätzliche Unehrlichkeit lassen uns oft an unseren politischen VertreterInnen zweifeln. Führende PolitikerInnen nehmen wir oft als Witzfiguren eines Aphorismus von Karl Kraus wahr. Vorgestern war alles anders. Als die Nachricht von Sabine Oberhausers Ableben die Runde machte, vereinten sich die führenden PolitikerInnen Österreichs in beinahe ungewohnter Würde und Achtung vor einer Frau, die ob ihrer Natur und ihres Charakters über die Parteigrenzen hinweg großen Respekt genoss. Und wenn ich an ihre Art der Politikgestaltung denke, ist der Respekt, die Achtung und die Anteilnahme an ihrem Tod ernst gemeint. 

Der politische Stil

Das politische Geschäft ist schmutzig, hart und unmenschlich. In gewisser Weise steht es in einem diametralen Widerspruch zu seiner Voraussetzung: Menschen fair in einem gesellschaftlichen Interessenaustausch zu behandeln, damit kollektiv verbindliche Entscheidungen getroffen werden können. Zu einer gesunden Demokratie gehört der Austausch gegensätzlicher Positionen. Aber am Ende sollte immer eine Lösung das Resultat dieses Prozesses sein. Das wünschen wir uns, das wünsche ich mir. Sabine Oberhauser hat in ihrer Tätigkeit nie auf diesen Aspekt vergessen. Sie blieb hartnäckig, aber fair. Sachorientiert und menschlich. Ihre Expertise bezog sie dabei aus ihrem beruflichen Vorleben als Medizinerin.

Harte Sachpolitik ohne persönliche Untergriffe

Es gehört zum politischen Alltag, manchmal GegnerInnen zu kritisieren oder Trennlinien zur eigenen Haltung aufzuzeigen. Doch es gibt eben auch PolitikerInnen, deren einziger Arbeitsauftrag darin besteht, andere zu beschimpfen und zu diffamieren. Sabine Oberhauser war ein leuchtendes Beispiel dafür, harte Sachpolitik zu machen und dabei  den gegenseitigen Respekt zu wahren. Deshalb haben alle KollegInnen nur in den besten Tönen von ihr gesprochen.

Offener Umgang mit …

Holzbrücke
Quelle: https://pixabay.com/de/holzbrücke-wiese-reif-weg-1909662/ 25.02.2017

Als sie an Krebs erkrankte, entschied sie sich für einen offen ausgetragenen Kampf gegen die Zellen, die ihr letztlich die Energie raubten. Dabei inspirierte sie all jene, die von Krebs betroffen sind oder jemanden kennen, die/der einen ähnlichen Kampf austragen muss. Und vermutlich kennen wir alle Betroffene. Sie machte deutlich, dass die Krebserkrankung kein Zeichen von Schwäche ist und die gesellschaftliche Tabuisierung dieses Themas nichts löst. Vielleicht hat sie mit ihrer Haltung dem Gesundheitsbewusstsein Österreichs ein letztes Mal unter die Arme gegriffen.

Was bleibt politisch?

Es steht mir nicht zu, über die Privatperson Sabine Oberhauser zu spekulieren. Interessant ist für mich ihr politisches Erbe. Sie war keine Bundeskanzlerin oder Bundespräsidentin, doch sie prägte mit ihrer Art die politische Entscheidungsfindung und diente dabei hoffentlich als Vorbild für ihre KollegInnen. Hart, aber fair, herzlich aber unbeugsam. Vielleicht hält dieser Stil wieder Einzug. Notwendig wäre er jedenfalls …