Jedes Jahr wieder die BildungOnline

Notizblock und Tablet
Quelle: https://www.pexels.com/photo/black-and-white-blur-book-business-76752/ 24.05.2017

Die BildungOnline 2017 schließt ihre Pforten und ich fahre wieder mit einigen neuen Ideen von aus Hall in Tirol nach Hause. Seit einigen Jahren versucht die größte Bildungsmesse im Westen Österreichs, Konzepte des Future Classroom Labs in die Schulen zu bringen. Es geht vor allem um ein neues, erweitertes Verständnis der pädagogischen Interaktion. Besonders inspirierend ist der Vortrag von Carlos Cunha gewesen, der auf meinen Vorschlag hin eingeladen wurde und der in seiner Schule in Setúbal in der Nähe von Lissabon ein Future Classrom Lab nach dem Vorbild von jenem in Brüssel aufgebaut hat. 

Stetig begebe ich mich auf die Suche nach neuen, innovativen Lehr- und Lernmethoden. Die Konzepte liegen längst auf dem Tisch und vereinzelt gibt es ambitionierte Umsetzungen, die ihre Breitenwirkung jedoch oft verfehlen, weil der Mut fehlt. Die BildungOnline zeigt jedes Jahr, wie einfach es ist, innovative Lehrmethoden in der Breite zu realisieren.

Geld ist kein Hindernis

Diese These ist etwas provokant. Wenn verschiedene Konzepte vorgestellt werden, findet sich immer eine Lehrkraft mit verschränkten Armen bei einem Vortrag und zweifelt an der Umsetzung. Es würde das Geld und die Infrastruktur fehlen. Und überhaupt ist das LehrerInnen-Kollegium nicht vorbereitet, neue Methoden umzusetzen. Carlos Cunha zahlt für den laufenden Betrieb seines Future Classroom Labs in Portugal keinen einzigen Cent und seine KollegInnen springen langsam auf denselben Zug auf.

Firmen treten als Sponsoren auf und finanzieren die technischen Voraussetzungen für einen modernen Unterricht. Interaktive Displays, Laptops, Tablets, Roboter und was das LehrerInnen-Herz sonst so begehrt. Diese Firmen erkennen das Marktpotenzial, haben aber auf der pädagogischen Seite keine Ansprechperson in den Schulen, die eine didaktisch sinnvolle Umsetzung garantieren würde. Das Motto lautet also: Fragen kostet nichts! Schlimmer als eine Absage zu erhalten und den Status Quo beizubehalten, kann es nicht werden.

Herausforderungen bestehen

Illustration einer perfekten Online-Lehrkraft
Quelle: Aus einem Vortrag von Carlos Cunha - https://sway.com/ZBIwRBez5VnfZWXa

Einen Raum, der innovativen Unterricht forciert, ändert die Haltung vieler LehrerInnen nicht. Es bestehen Zweifel - manchmal zurecht. Schließen sich zunächst 20 Prozent des Kollegiums an, ist das als Erfolg zu verbuchen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Es wird der Einwand kommen, dass noch nicht genügend Best-Practice Beispiele modernen Unterrichts vorhanden sind. Jenen empfehle ich eine eingehende Auseinandersetzung mit Inhalten auf der Scientix-Platform oder auf dem FCL-Portal.

Auf diesen Portalen ist viel in englischer Sprache zu finden aber im 21. Jahrhundert sollte auch das kein Hindernis sein. Immerhin sollen die SchülerInnen auf die moderne Welt vorbereitet werden. Vielleicht liegt die Herausforderung in der LehrerInnen-Ausbildung, die qualitativ sehr unterschiedlich ist. Letztlich geht es darum, den SchülerInnen zu vermitteln, dass sie sich als Teil des Lernprozesses verstehen. Am einfachsten gelingt das mit Inquiry-Based-Learning (forschendes Lernen).

Der Auftrag der Bildung

Im Unterricht geht es vor allem um das Wecken der Neugier bei den SchülerInnen. Wir sind alle von Natur aus neugierig, was mir meine kleine Tochter jeden Tag aufs Neue beweist. Eine sehr gute Lehrkraft spricht diese Neugier an und was folgt, ist ein Prozess der kreativen Leistung der SchülerInnen. Manchmal wird dieser Prozess leichter in Gang gesetzt, wenn sich die LehrerInnen und SchülerInnen in einer neuen Umgebung wiederfinden.

Genau das ist die Idee des Future Classroom Labs. Carlos Cunha erlebt beinahe täglich, dass die verhaltensauffälligsten SchülerInnen jene sind, die am besten im FCL unterrichtet werden können. Ihnen wird das Gefühl der Machtlosigkeit genommen, denn sie erhalten viel ihrer Autonomie zurück. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie sich in der veränderten Umgebung anders verhalten.

Das einfache Aufbrechen bekannter Strukturen

Explosion eines Glas'
Quelle: https://static.pexels.com/photos/5287/art-broken-explosion-glass.jpg 24.05.2017

Jedes Jahr zeigt die BildungOnline in Hall in Tirol, wie einfach bekannte Strukturen des Unterrichts aufgebrochen werden können. Die gesetzlichen Vorschriften unterstützen die LehrerInnen dabei sogar. Sie sind in der Wahl ihrer Methode frei. Wie der Lehrplan abgedeckt wird und die Leistungen erbracht werden, liegt dem Gesetze nach in den Händen der Lehrkräfte. 

Die Veranstalter der BildungOnline haben sehr früh verstanden, dass das Schlüsselwort „Inspiration“ heißt. Wenn die BesucherInnen inspiriert werden, sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen, ist der Zweck einer Bildungsmesse mehr als erfüllt. Letztlich liegt es in den Händen jener, die unsere Kinder unterrichten. Auf mögliche Veränderungen durch die Politik warte ich längst nicht mehr.