Vision einer neuen Schule VI - Sprachförderung

Mikrofon
Quelle: https://pixabay.com/de/indien-asien-mikrofon-mic-2847587/ 11.12.2017

Wie erfolgt die sprachliche Förderung? Kinder erlernen bis zum dritten Lebensjahr problemlos sechs Sprachen. In Zeiten großer Migrationsbewegungen kann die sprachliche Vielfalt als Chance der modernen Gesellschaft verstanden werden. Wer mehrere Sprachen beherrscht, hat einen eindeutigen (Wettbewerbs)Vorteil. In meinem heutigen Beitrag zur Schule der Zukunft möchte ich auf ein spannendes Konzept eingehen, das ich während vieler Besuche in Schulen in ganz Europa kennenlernen durfte.

Die Zielsetzung der Sprach-Bar

Wenn eine Sprache in Alltagssituationen angewandt wird, verinnerlichen wir sie schneller. Dieses Prinzip machte sich eine Schule, die ich besucht habe, zunutze. Die sprachlichen Fertigkeiten, welche die SchülerInnen während der Lerneinheit erwerben, wenden sie in der Pause in sogenannten „Sprach-Bars“ an.

An diesem Ort wird für die Dauer einer Pause nur in einer vorher definierten Sprache gesprochen. Was mir besonders gut gefällt ist, dass nicht nur eine Sprache zur Pausen- oder Umgangssprache erklärt wird - in der österreichischen Parteienlandschaft geistert diese Maßnahme immer wieder herum - sondern alle erlernten Sprachen.

Drink in einer Bar
Quelle: https://pixabay.com/de/getränk-farbe-früchte-bewegung-bar-2984376/ 11.12.2017

Sprachkompetenzen sind schwer anzuwenden, bis sie in Alltagssituationen umgesetzt werden. Deswegen lernen wir eine Sprache besser, wenn wir beispielsweise die Nachrichten oder Filme in ebendieser verfolgen. Ähnlich verhält es sich beim Prinzip der Sprach-Bar. Die Zielsetzung ist, eine Sprache in Alltagssituationen anzuwenden. Manchmal fehlen in diesem Zusammenhang ein paar Vokabeln. Diese notiert man sich und schlägt sie nachher nach. Doch lernen die SchülerInnen auch, sie zu umschreiben, was eine weitere Fähigkeit darstellt.

Es funktioniert in jedem Alter

Es war spannend zu sehen, dass dieses Konzept völlig altersunabhängig funktioniert. Die jungen SchülerInnen haben sogar zu Beginn einen größeren Spaß daran. Spielend wenden sie ihr Wissen an und merken dabei nicht, dass sie effektiv lernen. Es handelt sich hierbei nämlich um eine Lernmaßnahme außerhalb des gewohnten Settings. Von allen in der Schule erworbenen Fähigkeiten sind Sprachen am unmittelbarsten einsetzbar. Egal, ob es bei der nächsten Reise mit der Familie oder bei einem Gespräch mit einer Touristin oder einem Touristen ist. Erst in diesen Situationen stellt man etwaige, sprachliche Defizite fest.

Dass dieses Konzept bei SchülerInnen aller Schulstufen funktioniert, zeigt das Potenzial dieser Maßnahme. Denn eine Sprach-Bar oder ein Sprachcafé könnte im traditionellen Setting ohne großen Aufwand umgesetzt werden. Dafür wird nur ein designierter Ort in den Räumlichkeiten der Schule benötigt. Dieser könnte noch mit einem Tisch und mit ein paar Sesseln versehen werden und schon ist die Sprach-Bar fertig. Davor könnte noch eine kleine Tafel angebracht werden, auf welcher die für die Pause anzuwendende Sprache notiert wird.

Begrüßung der Vielfalt

Wird eine Sprach-Bar in der Schule installiert, sollen von den SchülerInnen möglichst viele verschiedene Sprachen erlernt und in Alltagssituationen beherrscht werden. Wissbegierig wie ich bin, habe ich die verantwortliche Schulleitung gefragt, wie es mit der Verwendung der Muttersprache aussähe. Darauf wurde mir entgegnet, dass in der Muttersprache unterrichtet und gearbeitet wird.

bunte Hände
Quelle: https://pixabay.com/de/hände-hintergrund-schwarz-bunt-565603/ 11.12.2017

Außerdem findet die Kollaboration zwischen den SchülerInnen und die Feedback-Einheit mit der Lehrkraft in der Muttersprache statt. Es bestünde also kein gesonderter Bedarf, dieser ex lege eine besondere Rolle einzuräumen. Es kommt sogar vor, dass internationale SchülerInnen in den Sprach-Bars den MitschülerInnen ihre Muttersprache vermitteln, nachdem das vorab mit einer Lehrkraft besprochen wurde. Man begrüße die Vielfalt und je mehr man mitbekommt, desto besser. Auch gab die Schulleitung zu bedenken, dass die Muttersprache, je nach Herkunft der SchülerInnen, besser beherrscht wird, wenn der Vergleich zu mehreren Sprachen besteht …