Haben wir schon wieder verschlafen?

Schlafender Koala
Quelle: https://www.pexels.com/photo/black-and-white-animal-zoo-bear-37087/ 09.10.2018

Bisher hat noch jede technische Revolution dafür gesorgt, dass mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden. Es ist wahrscheinlich, dass es dieses Mal anders aussehen wird. Werden die Potenziale der künstlichen Intelligenz mit jenen der Robotics erfolgreich vereint, dürften viele bisher ausgeübten Tätigkeiten, die keine menschliche Interaktion verlangen, verschwinden. Das wird zur gesellschaftspolitischen Frage. Doch die schonungslose Ehrlichkeit mit diesem Thema vermisse ich bei politischen VertreterInnen.

Die Kunst des Begreifens

Ich vermute, dass Menschen, denen der bevorstehende Wandel nicht bewusst ist, die gegenwärtigen Zusammenhänge noch nicht verinnerlicht haben. Nicht nur ökologisch wird sich unsere Welt nachhaltig ändern, denn auch die noch so ambitionierten Klimaziele, die wir bei weitem nicht erreichen werden, ziehen eine drastische Veränderung nach sich. Heute spreche ich von unserer Gesellschaft schlechthin.

Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden wir vor Herausforderungen stehen, deren Tragweite uns vielleicht noch nicht so bewusst ist. Die Fortschritte in den Bereichen der künstlichen Intelligenz und der Robotics werden dazu führen, dass sich der Arbeitsmarkt verändern wird. Und das nicht nur für einfache Tätigkeiten. Wenn ein Computer aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten ein Radiologie-Bild besser befunden kann als ein Mensch, verlagert sich die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte auf jene der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Wenn ein Roboter schneller, effektiver und sicherer durch den Verkehr navigieren kann - die Voraussetzung ist wieder eine breite Datenbasis - werden unsere heutigen Verkehrskonzepte nachhaltig verändert und TaxifahrerInnen, LokführerInnen und sogar PilotInnen könnten ersetzt oder ihre Rolle verändert werden. Unterstützt mich ein Computer mit Algorithmen bei meiner Tätigkeit und erstellt Grafiken, Tabellen und Kalkulationen schneller, muss auch ich mich auf die zwischenmenschliche Kommunikation verlagern. Doch verstehen das unserer VolksvertreterInnen?

Die politische Frage

Zusammenarbeit
Quelle https://www.pexels.com/photo/group-hand-fist-bump-1068523/ 09.10.2018

Man kann die aktuellen Entwicklung sehr gut mit der Zeit der ersten WAP-fähigen Handys vergleichen. Damals war der mobile Zugang zum Internet sehr frustrierend. Er war langsam, eingeschränkt und man wartete für die „großen“ Aufgaben, bis man wieder vor seinem PC sitzt. Heute kaufen wir unterwegs im Netz ein und verbringen die meiste Online-Zeit am Smartphone - undenkbar vor 15 Jahren. Mit der künstlichen Intelligenz verhält es sich ähnlich. Hello Google, Siri und Alexa bieten zwar schon recht brauchbare Ergebnisse, oft frustrieren sie aber. In ein paar Jahren ist auch diese Hürde übersprungen.

Wenn sehr vieles automatisiert und im Bereich der künstlichen Intelligenz angesiedelt wird, dürfte sich auch unsere Einkommensstruktur ändern. Es ist daher keine politisch „links-linke“ Träumerei zu diesem Zeitpunkt über ein bedingungsloses Grundeinkommen zu diskutieren. Nicht, um Faulheit zu bestärken, sondern um den Realitäten zu entsprechen. Politisch stellt sich dann die Frage, wie hier beurteilt und entsprechend gesteuert wird. Aber diese Diskussion muss zwangsläufig geführt werden und besser früher als später.

Daten als Basis

In diesem Punkt hat sich meine Haltung adaptiert. Als Verfechter des Datenschutzes muss ich feststellen, dass dieser anders gestaltet sein sollte. Europa liegt bereits heute hinter den USA mit GAFA (Google, Apple, Facebook, Amazon; Anm.) und China (Alibaba, Baidu und Tencent; Anm.) zurück. Wir waren nicht in der Lage, einen europäischen Riesen aufzubauen. Im Bereich der künstlichen Intelligenz liegen wir deutlich hinter diesen sieben Weltmarktführern zurück und dies dürfte sich auch so bald nicht ändern.

Denn salopp formuliert tötet die DSGVO künstliche Intelligenz. Der Datenschutz könnte dann gewährleistet sein, wenn ich an einer zentralen Stelle, bei allen Anbietern gleich, die persönliche Datenverarbeitung deaktivieren kann (z.B. http://domainname/daten —> deativieren). Aber per default wären sie frei. Das brächte nicht diese prekäre Situation für Europa und die Daten könnten geschützt werden, denn durch das Deaktivieren dürften diese niemals personalisiert werden. Das könnte im Rahmen einer Grundverordnung geregelt werden.

Unehrlich?

Ehrlichkeit?
Quelle: https://pixabay.com/de/elefant-totemtier-qualitäten-symbol-656439/ 09.10.2018

Wir BürgerInnen hecheln von PolitikerInnen gezeichneten Luftschlössern hinterher und lassen uns alle fünf Jahre davon überzeugen, wir würden vor einer Richtungswahl stehen. Vor der sind wir tatsächlich gestanden und wir stehen es noch immer, doch nicht in der Form, wie wir glauben. Wir stehen vor der Wahl, ob diese Themen endlich von jemandem ernsthaft angegangen werden. Wer beschäftigt sich tatsächlich mit dem Arbeitsmarkt von morgen und dem Klimaschutz als bedrohlichste, natürliche Herausforderung? Ewiges Wachstum als einzige politische Strategie wird in Zukunft überholt sein. Möglicherweise wird jetzt ein Paradigmenwechsel eingeleitet, dessen Konsequenzen wir heute nicht in seiner vollen Bedeutung abschätzen können.