Und jetzt kommt der Rechnungshof ...

Clipart von Banknoten
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Es war gestern jene Meldung, die Beobachter/-innen des Bildungssystems genau verfolgten! Der Rechnungshof kritisierte die unverhältnismäßigen Kosten der Neuen Mittelschule - genauer: die Kosten für das Teamteaching, also jenen Wochenstunden, in denen zwei Lehrkräfte in der Klasse stehen, um das Leistungsgefälle besser abzufangen. Gibt das Bildungsministerium für eine/n AHS-Schüler/-in etwa 4.800 Euro aus, so sind es bei der Neuen Mittelschule etwa 7.500 Euro. Aber stimmt diese Milchmädchenrechnung?

Richtig ist, dass das Teamteaching 97 Prozent der Mehrkosten verursacht. Gelobt wurde, dass der Sachaufwand im Schnitt zurückging. Es mutet verstörend an, wenn auf Bildung ein Preis steht, der im optimalen Fall gesenkt werden muss. Es handelt sich nicht um einen Preis, sondern um eine Investition. Dieser Aspekt muss stets bedacht werden. Daher stimmt die Milchmädchenrechnung nie. Im Kern wurde empfohlen, das Stundenkontingent des Teamteaching von derzeit sechs auf vier Wochenstunden zu reduzieren. Der Effekt wäre nicht der gewünschte und daher könne hier gespart werden.

Als kritischer Beobachter des Bildungssystems stelle ich mir die Frage, wie dieser Aspekt gemessen wird oder, ob diese Empfehlung nur politisch motiviert ist. Die letzte Rechnungshofprüfung stammt aus dem Jahr 2013. In dieser Zeit sind Effekte politischer Maßnahmen im Bildungssystem kaum bis gar nicht messbar. Daher sind auch Schulreformen nie ein zentrales Anliegen der politischen Vertreter/-innen. Ihre Effekte sind innerhalb einer Legislaturperiode nicht messbar und sehr oft unpopulär. Daher kann man mit Bildungspolitik nur Wahlen verlieren.

Eine andere, durchaus berechtigte, Kritik betrifft die Sprachförderung. Für Kinder mit Migrationshintergrund ist noch immer keine umfassende Sprachförderung vorhanden. Als einen wesentlichen Grund dafür sieht der Rechnungshof eine Kompetenzverwirrung. Für Sprachförderungen ist das Integrationsministerium verantwortlich, nicht das Bildungsministerium. Kohärente Bildungsstrategien gibt es daher nicht. Solange die sprachliche Kompetenz für den Bildungserfolg maßgeblich ist - darüber sind wir uns einig - muss diese Agenda ins Bildungsministerium wandern. 

 

Die thematische und zeitliche Einbettung einer Sprachförderung in den Schulalltag kann hier effektiver funktionieren. Der Verdacht liegt aber nahe, dass mit dem Begriff Sprachförderung Politik gemacht und deren Misserfolg dem Bildungssystem zugeschrieben wird. Wenn Integrationsminister und Bildungsministerin von unterschiedlichen Parteien kommen, ist der Versuch des politischen Kleingeldschlagens mehr als deutlich. Frei nach dem Motto: „Ich stelle das Geld zur Verfügung (wann ich will) und ihr seid ineffektiv bei der Umsetzung.“ Folge: „Wählt uns, denn wir können es besser!“

Die Kraft der finanziellen Mittel läge in einer echten Autonomie der Schulen. An manchen Standorten ist Teamteaching notweniger als an anderen. In einigen Gegenden bedarf es einer gezielten Sprachförderung, in anderen sind dafür andere Themen wie z.B. die technische Ausstattung wichtiger. Das Schlimmste ist allerdings, finanzielle Mittel im Bildungssystem einsparen zu wollen. Wer hier spart, bekommt spätestens bei der Finanzierung der Pensionen und bei der Erhaltung des sozialen Friedens einer Gesellschaft die Rechnung präsentiert. Aber dass lieber politisches Kleingeld geschlagen wird als zentrale Fragen ideologiefrei anzugehen, diese Entwicklung beobachten wir schon lange …

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