Zeit, etwas Neues zu probieren!

Hellerup School Kopenhagen
© Axel Zahlut - Hellerup School Kopenhagen

Das Schuljahr ist fast geschafft. Die Schüler/-innen zählen die Stunden bis Ferienbeginn und die Lehrer/-innen können sich endlich ihre wohlverdiente Pause gönnen. Doch wie wird die Zeit zwischen Notenschluss und Ferienbeginn eigentlich überbrückt? Üblicherweise mit Sport- oder Projektwochen. Wie die letzte Woche des Schuljahres noch effektiv genutzt werden kann, möchte ich hier anhand von drei Beispielen diskutieren.

1. Ist die Luft wirklich raus?

Ja und nein! Gerade in den vergangenen Wochen waren noch viele Schüler/-innen um eine Korrektur ihrer Endnote bemüht. Entscheidungsprüfungen, mündliche Prüfungen und noch letzte Tests und Schularbeiten gehören zum alljährlichen Schulfinish. Natürlich sind die meisten Schüler/-innen und Lehrer/-innen danach etwas ausgebrannt und sehnen sich den Sommer herbei. Mit einem „traditionellen“ Unterricht können beide Seiten nicht mehr motiviert werden. Insofern ist die Luft tatsächlich raus. Aber vielleicht gibt es noch andere, ungewöhnliche Unterrichtsformen, die im Jahresfinale erprobt werden können und sich als durchaus spannend erweisen.

2. Die altbekannte Projektarbeit!

Schüler/-innen bei der Projektarbeit
© Axel Zahlut

Eine der bekanntesten Unterrichtsformen am Ende des Schuljahres sind die Projekttage, die meistens noch mit einer eher losen Form der Projektarbeit verbunden werden. Eine Anregung wäre, die Projekttage mehr Schüler/-innen-gesteuert zu gestalten und als Lehrkraft nur einen Rahmen mit zu erwartenden Ergebnissen abzustecken. Zeitmanagement und Strukturierung sollten gänzlich den Schüler/-innen überantwortet werden. Denn gerade in den letzten Wochen standen diese unter einem enormen Zeitdruck. 

 

Aus der Projekterfahrung zahlreicher EU-Projekte mit Schüler/-innen kann ich berichten, dass die Produktivität hier ein ungeahntes Ausmaß (im positiven Sinne) annimmt. Bekommen Projekte noch eine Komponente der sozialen Netzwerke, werden sie fast zum Selbstläufer. Beispielsweise könnte es die Schüler/-innen anspornen, Projektergebnisse auf Instagram zu dokumentieren. Eine Sammlung unter einem gesammelten Hashtag erleichtert sogar die Dokumentation einer ganzen Klasse.

3. „A breath of fresh air“!

Dieses Szenario stammt aus einem der EU-Projekte, an denen ich beteiligt war. Hier werden die Schüler/-innen einer Klasse in Kleingruppen zusammengefasst und erhalten einen Forschungsauftrag. Um diesen zu bearbeiten, müssen sie das Klassenzimmer verlassen und beispielsweise im angrenzenden Park oder Garten Fragen zu Geschichte und Biologie beantworten. Wichtig ist, dass jede Gruppe andere Fragen erhält und am Ende die Projektergebnisse der jeweiligen Gruppen den anderen präsentiert werden. Auch dieser pädagogische Ansatz lässt sich am Ende des Schuljahres leicht ausprobieren. Vielleicht könnte er dann künftig in die Unterrichtsroutine eingebaut werden.

4. „Flipped Classroom“!

Dieses Konzept befremdet die meisten Lehrkräfte, eröffnet aber ungeahnte Chancen. Was ist damit gemeint? Die Schüler/-innen bereiten den Unterrichtsstoff sozusagen in Eigenrecherche vorab zu Hause vor. In der Schule ergänzt die Lehrkraft den erlernten Stoff mit Erklärungen und entsprechenden Übungen. Die Übungen werden in der Schule gemacht, während der Stoff zunächst in Eigenrecherche verinnerlicht wird. Daher der Name „flipped classroom“ (vertauschter Klassenraum). Die Vorteile? Die Schüler/-innen bestimmen das Lerntempo selbst, können danach der Lehrkraft Fragen stellen und diese kann für die Klasse maßgeschneiderte Übungen erstellen. Im normalen Schulbetrieb mag es eine Herausforderung sein, dieses Lernszenario zu testen. Am Ende des Schuljahres wäre dies allerdings kein Problem.

Erklärung zu Flipped Classroom
Quelle: http://facultyinnovate.utexas.edu/sites/default/files/flippedflowmodel.png

Fazit: Abwechslung tut gut!

Dass die Schüler/-innen am Ende des Schuljahres immer ein Gefühl von leeren Akkus haben, liegt vor allem daran, dass sie von September bis Juni die gleichen Rituale und Unterrichtsgewohnheiten erleben. Der besondere Reiz einer Projektwoche am Jahresende liegt vor allem in der Abwechslung, welche die meisten Schüler/-innen bereits als inoffizielle Ferien wahrnehmen. Doch wenn z.B. die drei genannten Alternativen im Laufe des Schuljahres öfter eingesetzt werden, ist Abwechslung gegeben und die Luft am Ende des Schuljahres vielleicht nicht ganz raus …