Bildungsauftrag: Demokratie verstehen!

Wegschild Demokratie
Quelle: https://pixabay.com/de/demokratie-wegweiser-schild-1536654/, 13.09.2016

Jetzt steht es also fest. Nach einer angeordneten Neuaustragung nun die Verschiebung. Die Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten wird also verschoben. Welche Auswirkungen hat das auf die Demokratie in diesem Land? Sind wir mittlerweile so verunsichert, dass wir den Wahlurnen fernbleiben? Und welches Bild transportieren wir für unsere Jüngsten? In der Schule lehren wir ihnen die Prinzipien demokratischer Verantwortung und vermitteln ihnen die Rechte, die sie als Staatsbürger/-innen haben. Doch wie sieht es mit uns Erwachsenen aus? Wissen wir noch, was zu tun ist?

Eine Neuaustragung oder Verschiebung ändert nichts!

Diesen Aspekt müssen wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen. Unsere Demokratie hat sich im letzten halben Jahr nicht verändert. Ja, sie wurde geprüft, aber das war es auch schon. Einmal durch eine Wahlanfechtung, einmal durch einen defekten Klebstoff. Ist deswegen unsere Demokratie gefährdet oder ist das tatsächlich ein Grund, verdrossen zu sein? Wenn dem tatsächlich so ist, halten wir nicht viel aus. Als Wähler/-innen wollen wir, dass rechtsstaatliche Prinzipien kontrolliert und eingehalten werden. Doch wenn geprüft und eine Neuaustragung beantragt wird, sollten wir froh darüber sein, dass diese Mechanismen funktionieren, anstatt in Frust zu baden und zuhause zu bleiben.

Nein, die Demokratie hat sich nicht verändert. Wir haben uns verändert. Schnell sind wir verdrossen und regen uns auf, dass nicht einmal eine Wahl ordnungsgemäß durchgeführt werden kann. Liebend gerne - manchmal auch ich - bezeichnen wir uns als Bananenrepublik. Doch wenn wir so schnell verdrießen, brauchen wir uns nicht über die Qualität der gemachten Politik beschweren. Wenn alle Beteiligten nur darauf aus sind, dass sie uns, die Wähler/-innen, ruhig halten, bricht es eben irgendwann einmal aus.

Die Rolle der Pädagogik!

Ganz bewusst heißt die Überschrift nicht „Die Rolle der Schule“. Denn auch uns Erwachsenen tut eine pädagogische Intervention manchmal gut. Manchmal müssen wir uns auf das Wesentliche besinnen und die sprichwörtliche Kirche im Dorf lassen. In der Pädagogik sprechen wir oft von Eigenverantwortung und Initiative. Genauso verhält es sich bei unserer Rolle als Staatsbürger/-innen. Wir haben eine verfassungsmäßig festgeschriebene Eigenverantwortung, sogar eine moralische Verpflichtung, uns am System „Demokratie“ zu beteiligen. Unseren Jüngsten sollte das im Unterricht vermittelt werden.

Und uns Erwachsene könnten die Medien und gewählten Volksvertreter/-innen daran erinnern. Vielleicht erinnern uns sogar unsere eigenen Kinder daran, dass wir entsprechende Verpflichtungen haben. In der Pädagogik geht es oft darum, überschwängliche Impulse zu kontrollieren. Die verdrossenen Bürger/-innen zu „spielen“, wäre so ein Impuls. „Ich pfeif’ drauf“, „Alles unfähige Typen“ oder „Eh wurscht“. In meinen Augen sind das Impulse, die wir bei unseren Kindern zu vermeiden versuchen sollten.

Fazit: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!“

Schnell zeigen wir mit dem Finger auf die Anderen. Doch die Kirche im Dorf zu lassen ist eine gute Regel. Meiner bescheidenen Auffassung nach sollten jene, die sowieso eine wetterabhängige Wahlmoral haben, nicht über kleine Missstände urteilen. Der Demokratie schadet es wesentlich mehr, wenn weniger Bürger/-innen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, als wenn Briefwahl-Kuverts nicht ordnungsgemäß verschlossen bleiben. Wenn demokratische Werte jemals in Gefahr waren, dann durch Bürger/-innen, die nicht mehr bereit sind, 30 Minuten ihrer Zeit für eine Wahl zu investieren oder durch Parteien, die das Wahlrecht einschränken würden, indem sie die Briefwahl anzweifeln. Also geht bitte wählen und jammert nicht. Als gelernter Österreicher weiß ich, wir werden noch genug jammern …