Minimalismus ist kein Verzicht!

Minimalismus
Quelle: https://static.pexels.com/photos/60342/pexels-photo-60342.jpeg 26.07.2017

Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir nicht mögen. So, oder so ähnlich lässt sich kurz der Konsum unserer Zeit auf einen Punkt bringen. Aber mal ehrlich: Machen uns diese Konsumgüter wirklich glücklicher? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Von immer mehr Mitmenschen höre ich, dass sie mittlerweile bewusst verzichten, weil es befreit. Aber wenn wir auf etwas verzichten, das wir gar nicht brauchen, ist es überhaupt noch ein „Verzicht“?

Definitiv keine Einschränkung

Geld regiert die Welt. Zumindest hören wir das immer. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Thema Minimalismus und frage mich, ob daraus eine befriedigende Lebenshaltung werden kann. Meine vorläufige Antwort: Ja! Nach allen möglichen Konsumgütern zu jagen, ist nicht befriedigend. Oft habe ich etwas angeschafft, um eine gefühlte Leere in mir auszufüllen. Doch relativ schnell habe ich bemerkt, dass dieses Konzept nicht funktioniert. Die gefühlte Leere in einem selbst, kann niemals durch materielle Dinge aufgefüllt werden, weil sie uns emotional nicht bereichern.

Anders formuliert: Am Ende unseres Lebens blicken wir sicher nicht auf die Konsumgüter zurück, denen wir ein Leben lang nachgelaufen sind. Wir erinnern uns an die Beziehungen zu unseren Mitmenschen, an die Erfahrungen, die wir machen durften, oder an die Erlebnisse, an denen wir gewachsen sind. Verzichten wir bewusst und freiwillig, ist das keine Einschränkung, sondern bestenfalls eine Bereicherung, weil es das Leben auf das Wesentliche reduziert.

Der gesellschaftliche Komplex

Menschen
Quelle: https://static.pexels.com/photos/42384/pexels-photo-42384.jpeg 26.04.2017

Wir alle sind Opfer der Werbung und des Marketings. Fast im Wochenrhythmus bekommen wir neue Gadgets präsentiert, die uns als lebensnotwendig verkauft werden. Zu sagen, dass wir etwas Bestimmtes nicht brauchen, traut sich heute fast niemand mehr. Aus irgendeinem Grund fühlen wir uns in der heutigen Gesellschaft minderwertig, wenn wir bestimmte Dinge nicht haben. Es ist, als ob sich die Menschen nur noch über das definieren, was sie besitzen. Nachhaltig ist das nicht, denn materielle Güter sind vergänglich und deren emotionaler Nutzen fast nicht vorhanden.

Was schränkt uns ein?

Interessanter als die Frage, was wir uns finanzieren möchten, ist, was uns einschränkt oder unglücklich macht. Viel und unnötiger Besitz schränkt uns ein. Wir werden durch ihn nicht freier, sondern sind in unserem Streben nach „mehr“ gefangen. Denn es könnte immer besser gehen. Wir könnten einen besseren Fernseher besitzen, ein besseres Smartphone, einen besseren Computer oder schickere Mode. Arbeiten zu gehen und Geld zu verdienen, ist in gewisser Weise die Aufgabe von persönlicher Freiheit unabhängig davon, ob wir unserer Arbeit gerne nachgehen. Kaufen wir etwas von diesem Geld, findet ein unmittelbarer Transfer statt. Persönliche Freiheit für Konsumgüter. Und wenn wir diese nicht wollen, wirkt das fast schon grotesk, oder?

Fazit: Eine individuelle Entscheidung!

Es ist gar nicht so leicht, in diesem Rennen nicht mitzumachen, sich bewusst auszuklinken. Jede/r hat da ihre/seine eigenen Ansätze und ein Patentrezept, wie man es machen könnte, gibt es nicht. Ich kann nur meine Herangehensweise darlegen. Vielleicht inspiriert sie ja zu dem einen oder anderen Selbstversuch. Impulskäufe versuche ich mittlerweile gänzlich zu vermeiden. Meine ich etwas zu brauchen, notiere ich das und wenn ich nach zwei Monaten noch immer dieser Meinung bin, überlege ich ernsthaft eine Anschaffung. Während meines Umzugs aus meiner alten Wohnung habe ich bestimmt 85 Prozent der Dinge entsorgt. Es handelte sich um Güter, die ich nicht brauchte und ohne die zu leben, für mich befreiend wirkte.

Individuum auf Schienen gehend
Quelle: https://static.pexels.com/photos/24289/pexels-photo-24289.jpg 26.04.2017

Ein anderer Weg, Impulskäufe zu vermeiden, ist zu Beginn der Woche ein Bargeldbudget festzulegen, dieses abzuheben und in die Geldbörse zu geben. Die Überlegung: Bis zum Wochenende komme ich damit aus. Mit der Bankomat-Karte zahle ich nur noch größere Beträge, die sich nicht vermeiden lassen wie z.B. Arzttermine oder Versicherungen. Ich wohne neben der größten Einkaufsstraße Wiens und die Versuchung für das Streben nach materiellen Gütern wäre alleine deshalb schon relativ groß. Vielleicht ist es die Beobachtung des Konsums, die mich zum Nachdenken brachte …