Das gescheiterte „Reförmchen“

Baby sieht unschuldig in die Zukunft
Quelle: https://static.pexels.com/photos/160515/child-look-innocence-childhood-160515.jpeg 10.06.2017

So recht habe ich sowieso nicht daran geglaubt. Bisher traten viele BildungsministerInnen an, das Schulsystem zu verändern und es zu modernisieren. Seit Ende März 2015 existiert nun „innovationsschule.at" und seit jeher diskutiere ich die Notwendigkeit einer Bildungsreform. Die Forderungen sind seit Jahren bekannt und die Konzepte zur Umsetzung liegen am Tisch. Doch in Österreich verweilt man in der Bildungspolitik lieber auf dem Pannenstreifen, während andere Länder die Überholspur suchen. 

Fahrlässiger Umgang mit unserem Fundament

Mich machen die Entwicklungen der letzten Tage sehr, sehr nachdenklich. Mit unserem größten Kapital für die Zukunft, der Bildung unserer Kinder, gehen wir sehr fahrlässig um. Eine Gesellschaft erhält ihr Fundament nicht durch Banken, sondern durch Bildung. Sie entwickelt sich nicht durch eine striktere Sicherheitspolitik. Sie entwickelt sich durch die Wertschätzung, die wir unseren Kindern entgegenbringen.  Vom politischen Kalkül verschiedener InteressenvertreterInnen profitieren die SchülerInnen, die vor ihren Büchern sitzen und zu lernen versuchen, nicht. Im Gegenteil:

Ihnen wird geschadet. Während sich politische VertreterInnen in Machtspielchen, Schuldzuweisungen und Vorwahl-Versprechen üben, passiert in der Bildung nichts. Die LehrerInnen finden dieselbe kranke Struktur vor und die SchülerInnen erleben eine früher oder später erhebliche Diskrepanz zwischen dem, was sie können und dem, was sie können sollten.

Die politische Verantwortung

Entscheidung
Quelle: https://pixabay.com/de/entscheidung-wahl-pfad-road-1697537/ 10.06.2017

Welche Haltung PolitikerInnen beim Thema Bildung einnehmen, verrät sehr viel. Einerseits zeigt es, in welchem Zeitrahmen ein/e PolitikerIn denkt. Je geringer der Fokus auf die Bildung ist, desto kurzsichtiger und machtversessener ist der/die PolitikerIn und die politische Bewegung dahinter. Andererseits zeigt die Haltung in der Bildungspolitik, ob auf die Zukunftsfähigkeit oder auf eine positive Entwicklung der Gesellschaft wertgelegt wird. Die aktuellen Ereignisse lassen auf eine extreme "Kurzsichtigkeit" schließen, die in meinen Augen ausreichend Anlass gäbe, den politischen VertreterInnen das Vertrauen zu entziehen.

Wenn wir BürgerInnen einen Nationalrat wählen, erwarten wir zurecht, dass gearbeitet wird. Und zwar nicht im Sinne des Partikularinteresses der Parteien, sondern im Sinne des Wahlauftrags der Bevölkerung. Politische Verantwortung wahrzunehmen bedeutet auch, dass mühsam erarbeitete Konzepte umgesetzt werden und man sich nicht vorzeitig in Neuwahlen flüchtet. Paradoxerweise führten die innerparteilichen Intrigen der Kurzianer gegen Reinhold Mitterlehner dazu, dass die Umfragewerte gestiegen sind. Meiner Auffassung nach sollte die Blockade und die Arbeitsverweigerung an der Wahlurne bestraft werden. 

Von der Symbolkraft der Politik

In der aktuellen Bildungspolitik ist Österreich weit davon entfernt, als innovativ zu gelten. Die SchülerInnen sollten Bedingungen vorfinden, in denen sie inspiriert werden und die ihnen beibringen, dass die Bildung der lebenslangen Neugier entspricht, die wir uns von Kindheitstagen an behalten sollten. Um es neudeutsch zu formulieren: Bildung ist ein nachhaltiger Lifestyle. Für meine Tochter wünsche ich mir, dass ihr diese Neugier bis ins hohe Alter erhalten bleibt. Darüber hinaus sollten die LehrerInnen endlich Rahmenbedingungen vorfinden, in welchen sie ihre SchülerInnen auf ihrem Weg begleiten können. Sie sollten sich nicht mit zu viel administrativen Belanglosigkeiten aufhalten und nicht die Sozialarbeiter ihrer Schulen sein müssen. Wir Eltern hegen den Wunsch, dass unsere Kinder die bestmögliche Bildung für ihr weiteres Leben bekommen und verzweifeln an den blockierenden Prozessen der Politik.

Kind blickt in die Zukunft
Quelle: https://static.pexels.com/photos/289923/pexels-photo-289923.jpeg 10.06.2017

Statt der ernsthaften Beschäftigung mit dem Zukunftsthema Bildung - immerhin sind etwa 1,2 Millionen Kinder betroffen - diskutieren wir über die Vollverschleierung, die zahlenmäßig nebensächlich ist. Man erklärt uns, es ginge um die Symbolkraft einer Gesellschaft, weshalb man diesem Thema einen so hohen Stellenwert einräumt. Und wie sieht es mit der Symbolkraft aus, die von der Bildung ausgeht? Jahrelang Reformen zu verhindern ist auch ein Symbol - ein beschämendes. Manche VolksvertreterInnen missinterpretieren ihren Arbeitsauftrag und dafür fehlt mir, ehrlich gesagt, das Verständnis …