Donald T. und der blinde Patriotismus

Polizeibeamte bei Protesten in schwarz-weiß
Quelle: https://pixabay.com/de/menschen-polizei-protest-schild-2591692/ 28.09.2017

SportlerInnen in den USA knien beim Abspielen der Hymne nieder. Sie machen damit auf die Ungleichheit von Weißen und AfroamerikanerInnen in der amerikanischen Gesellschaft aufmerksam. Ihr Präsident kann diese Haltung nicht nachvollziehen und kritisiert diese auf seine gewohnt unsensible Art. Doch es sind diese SportlerInnen, die durch ihren Protest dem Begriff des Patriotismus Glaubwürdigkeit verschaffen. Nicht aus Respektlosigkeit vor der Flagge, sondern aus Respekt vor den Menschen knien sie nieder.

Der Ursprung des Protests

Als vor 14 Monaten der damalige Spielmacher des Footballteams der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, während des Abspielens der amerikanischen Hymne niederkniete, protestierte er gegen die Gewalt gegen unbewaffnete, afroamerikanische BürgerInnen. Die Polizeigewalt gegen schwarze BürgerInnen erreichte damals einen neuen Höhepunkt als wöchentlich neue Fälle von Polizeigewalt bekannt wurden.

Ein Mann wurde damals das Gesicht des gesellschaftlichen Protests. Colin Kaepernick. Trump negiert die Tatsache, dass dieser Mann aktuell arbeitslos ist, obwohl er bessere Leistungen erbracht hat, als manch andere SpielerInnen auf dieser Position. Den TeambesitzerInnen ist er eine zu große Ablenkung vom Sport. Doch Trump stellt ihn offen an den Pranger. Kaepernick müsse dankbar ob der Möglichkeiten sein, die er vorgefunden hat. Sein Protest sei ein Ausdruck purer Respektlosigkeit gegenüber seines Landes. Das ist der Punkt, an dem ich als Beobachter stutzig werde.

Mann mit amerikanischer Flagge in Sonnenuntergang
Quelle: https://www.pexels.com/photo/flag-america-patriotic-veteran-6895/ 28.09.2017

Wenn ein Multimillionär (Donald Trump, Anm.) über ein Jahr während seiner Kampagne zur Präsidentschaftswahl das Land bereist und lautstark alle möglichen Systeme schlecht redet, weist er auf Schieflagen hin und ist den Menschen verbunden. Wenn ein schwarzer Sportler ruhig niederkniet und seiner Sorge Ausdruck verleiht, dass die Ungleichheit zwischen AfroamerikanerInnen und Weißen noch immer systemimmanent ist, soll das auf einmal ein Ausdruck von Undankbarkeit und Respektlosigkeit sein?

Wenn Sport politisch wird

In 95 Prozent aller Fälle ist Sport apolitisch. Viele Menschen möchten ganz bewusst abgelenkt werden und sind froh darüber, nicht mit politischen Themen während der Sportveranstaltungen „belästigt“ zu werden. Auch die SportlerInnen wissen um diese Tatsache. Doch in letzter Konsequenz sind sie sich der gesellschaftlichen Vorbildwirkung bewusst, die sie gerade bei jüngeren Menschen haben. Sie haben die Aufgabe, auf grobe Schieflagen gesellschaftlicher Entwicklungen hinzuweisen.

Gerade, wenn sich ihr Staatsoberhaupt dieser Missstände nicht bewusst ist. Nicht lautstark, nicht polternd und nicht respektlos. Sondern nachdenklich, nachhaltig und respektvoll. Weil sie Respekt vor jenen Menschen haben, die bei der Verteidigung der USA ihr Leben ließen, weisen sie auf diese Missstände hin. Dass ein Präsident, der keine klaren Worte gegen Rassismus findet, damit nichts anfangen kann und in seiner Egozentrik die Wirkung seiner Handlungen nicht sieht, verwundert nicht. Spätestens dann wird Sport politisch.

Die Vorbildwirkung für die nachfolgende Generation

Bub vor überdimensionalem Schachbrett
Quelle: https://pixabay.com/de/junge-schach-landschaft-kind-weiß-2756201/ 28.09.2017

innovationsschule.at beleuchtet stets die Folgen gesellschaftlicher Entwicklungen für die nachfolgende Generation. Als im November 2016 Donald Trump zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, fragte ich mich, welche Signalwirkung das gerade für die nächste Generation hat. Denn mit Vorbildwirkung hat der neue Amtsträger nichts zu tun. Faktenwissen, gesellschaftliche Verantwortung und politisches Feingefühl gehören nicht zu seinen Stärken. Manchmal ist es notwendig, dass andere Teile der Gesellschaft ihre moralische Verantwortung wahrnehmen. Dieses Mal ist es die Sportwelt. Die AmerikanerInnen lieben ihre Sportveranstaltungen und Donald T. stieg hier in ein Wespennest und dürfte sich der Konsequenzen nicht bewusst sein. Mir ist lieber, die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft orientieren sich an Menschen mit Haltung, wie Colin Kaepernick, statt an einem Mann wie dem aktuellen US-Präsidenten …

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