24. Mut oder Wahnsinn? 

Mut oder Wahnsinn?
Copyright: Axel Zahlut

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein). 

In meinen „Gedanken zum Wochenende“ zitiere ich bewusst Albert Einstein und seine Definition des Wahnsinns. Als ob er schon die Politik unserer Zeit im Hinterkopf hatte, fasst er in einem Satz zusammen, was Kabarettisten in ganzen Programmen versuchen darzustellen. Die Kernfrage bleibt: Sind wir als Gesellschaftssystem mutig oder verfallen wir - nach Einstein - dem Wahnsinn? Der Glaube an vorsichtige Modifikationen oder Reformen, sowohl gesellschaftspolitisch als auch in der Bildung, hat nur dann seine Daseinsberechtigung, finden stetige Verbesserungen statt. 


Aber bleibt jahrzehntelang alles gleich, so wird man vor die Wahl gestellt, mutig zu sein und eine Radikalkur zu machen, oder dem Glauben zu verfallen, dass man mit kleinen Schritten, die längst hätten gesetzt werden müssen, zum Ziel gelangt. Genauso wenig, wie man mit Butter Asphaltlöcher stopfen kann, können nicht Reformen in der Bildung gesetzt werden, die einem Fleckenteppich gleich punktuelle Maßnahmen setzen. Maßnahmen wie beispielsweise die Zentralmatura, die zwar in anderen Ländern zugegen ist, aber konzeptuell eingebettet ist. Selbst Dänemark, das auf einen hohen Grad an Individualität bei den SchülerInnen setzt, hat staatlich zentrale Jahresabschlussprüfungen, die in der achten Schulstufe beginnen und Bildungsstandards, die erreicht werden müssen. Der Unterschied ist, dass die LehrerInnen eine größere Verantwortung tragen, Tests entwickeln und in vielen Fällen das Schulbuch in der Verlagsform ablehnen. Ihre Begründung: Es beschneidet ihre Kreativität! Ist das eine Form der Autonomie? 


 

Bevor vonseiten der LehrerInnen, ElternvertreterInnen und politischen VertreterInnen Vorschläge mit Beispielen aus anderen Ländern in der öffentlichen Diskussion abgelehnt werden, geziemt es sich, von ihnen zu lernen. Betrifft es die Unterrichtszeit der LehrerInnen, wird eine Verlängerung reflexartig abgelehnt - statt infrastrukturelle Verbesserungen beim Supportpersonal an den Schulen als Voraussetzung für eine Verlängerung zu diskutieren. Bei der Flexibilisierung der Lernräume können dänische Initiativen herangezogen werden, bei der Umsetzung von Lehrplänen - Stichwort Kompetenzorientierung - Beispiele aus dem deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Das Wunderbare des europäischen Verbundes ist, dass der Tellerrand sicher nicht die nationalstaatlichen Grenzen Österreichs ist. Aber vielleicht denke ich zu weit und verlange zu viel - beschämend …