Wissen wir, was mit unseren Daten passiert?

Daten und Datenbrille
Quelle: https://pixabay.com/de/cyberbrille-cyber-brille-virtuell-1938449/ 14.02.2017

Jede/r von uns nützt sie gerne. Vermeintlich kostenlose Dienste im Internet, die unser Leben einfacher machen sollten. Eine kostenlose Email, ein Profil in einem sozialen Netzwerk - meistens gleich mehrere. Push-Nachrichten auf unser Smartphone, Newsletter, für die wir uns angemeldet haben und unser Smartphone, das sogar weiß, dass wir zu lange gesessen sind. Klar, wir leben im Zeitalter der vierten industriellen Revolution. Aber was heißt das genau? Wenn die Daten das neue Rohöl des 21. Jahrhunderts sind, könnte Datenschutz der neue Umweltschutz sein, oder?

Wie Hänsel und Gretel

Sobald wir uns virtuell in Bewegung setzen, hinterlassen wir eine Spur. Es wird erfasst, wo wir hingehen, was wir einkaufen, welche Vorlieben wir haben, wieviele Schritte wir gehen, und welche Medien wir konsumieren. Das war nur ein Ausschnitt dessen, was erfasst wird. Oft unterstreichen wir sogar lieb gewonnene Gewohnheiten mit einem Like auf Facebook, einem Tweet auf Twitter oder einem Bild auf Instagram. Geheimdienste im kalten Krieg hätten mit der heutigen Zeit vermutlich ihre wahre Freude. Dieser Zustand ist weder gut noch schlecht. Er ist

RealitätsverweigererInnen, die am liebsten im Wald ohne Handy und ohne Internet leben würden, verkennen die Situation. Denn es geht nicht nur um das Hinterlassen von Daten, es geht auch um ein aktives Steuern dessen, was wir hinterlassen. Und genau da beginnt die digitale Kompetenz. Denn mit den hinterlassenen Daten und bekannten Gewohnheiten können wir steuern - Produktentwicklungen oder politische Strömungen (man erinnere sich an den arabischen Frühling als prominentestes Beispiel).

Was geben wir preis?

Es dreht sich alles um die Fragen: Was geben wir preis und was wollen wir preisgeben? Wenn diese Fragen weitestgehend übereinstimmen, sind wir am Ziel. Eine politische Aktivistin wird mit Blick auf die USA gerade jetzt eine sehr bewegte Zeit erleben. Sie wird ihre politische Präferenz preisgeben und diese verbreiten. Sie wird aber aufpassen, dass nicht plötzlich ein Bild, das sie in einer anderen politischen Sphäre zeigt, auftaucht. Wenn das Bild, das sie abgeben möchte, mit jenem übereinstimmt, das sie tatsächlich abgibt, kann sie sich wirkungsvoll digital bewegen.

Robotermensch
Quelle: https://pixabay.com/de/roboter-künstliche-intelligenz-frau-507811/ 14.02.2017

Genau das sollte unseren SchülerInnen in der Klasse vermittelt werden. Dafür ist es nicht ratsam, auf elektronische Hilfsmittel im Unterricht zu verzichten. Denn hier wird der bewusste Umgang mit Daten gelernt. Das fängt schon bei kleinen Online-Lernspielen an. Die Nutzung sozialer Netzwerke kann sinnvoll in den Unterricht integriert werden. Die Bildung von Lern- oder Themengruppen zur genaueren Erklärung fiele mir spontan ein. Die SchülerInnen lernen voneinander am schnellsten und die sozialen Medien können sie dabei unterstützen.

Fazit: Bewusstwerdung und Selbstkontrolle

Natürlich könnte ich darlegen, wie ich persönlich das Hinterlassen von Spuren vermeide. Ich könnte erklären, dass ich nichts über die Google-Suchmaschine suche. Ich könnte erklären, welche Blocker ich verwende, damit nicht Facebook, Google und Co. meine Einkäufe mit platzierten Werbungen verstärken oder von meinem Medienkonsum wissen. Aber darum geht es nicht. Es geht um einen bewussten Umgang mit dem, was wir preisgeben und preisgeben wollen. Es geht um eine Bewusstwerdung unserer digitalen Gewohnheiten und um Selbstkontrolle.

Smartphone
Quelle: https://pixabay.com

Der Philosoph Albert Schweitzer sagte einst: „Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“ In Bezug auf die digitale Nutzung hat er vermutlich recht, aber sie ist alternativlos. Deswegen sollte sie früh gelernt werden. Denn wenn ich in der U-Bahn kleine Kinder mit ihren Smartphones sehe, frage ich mich, ob sie wissen, was sie tun …