Mobbing ist nicht nur ein Phänomen der Arbeitswelt, auch im Klassenzimmer spielt es eine immer traurigere Rolle. Wie bei allen Dingen, mit denen die SchülerInnen heutzutage konfrontiert werden, findet auch das Mobbing auf mehreren Ebenen und in unterschiedlichen Medien statt. Nachdem die zwischenmenschliche Kommunikation besonders bei jungen Menschen um den virtuellen/elektronischen Aspekt erweitert wird, brauchen PädagogInnen mehrere Rezepte des Umgangs mit Mobbing. Klassische Methoden decken meistens nur den physisch realen Raum ab. Aber was ist mit den sozialen Netzwerken? In Zeiten politischer Hasspostings besteht die Gefahr, dass SchülerInnen mit neuen Formen des Mobbings konfrontiert werden.
Die Eigendynamik des Netzes
"Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch, oft und während längerer Zeit, mit dem Ziel und/oder dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis, angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet." (http://mobbingberatung.at/Mobbingdefinitionen/index.html) Wir alle wissen, wie grausam Kinder zueinander sein können. Kleine Fehler des Gegenübers werden dann oft zum Dreh- und Angelpunkt seelischer Verletzungen durch die MitschülerInnen.
Eine besondere Eigendynamik des Mobbings entsteht im Internet, besonders in den sozialen Netzwerken. Wenn es im negativen Sinn en vogue ist, dass sich erwachsene Menschen in die Niederungen seelischer Verletzungen und öffentlicher Hassbekundungen begeben, sollte es nicht verwundern, dass auch Kinder im Netz aufeinander losgehen.
Wenn das Niedrigste salonfähig wird
Mit großer Sorge beobachte ich, dass Beschimpfungen, öffentlich bekundeter Hass und eine despektierliche Rhetorik bestimmten Gesellschaftsgruppen gegenüber zur akzeptierten Normalität wurden. Vor allem populistische PolitikerInnen springen unverfroren auf diesen Zug auf und gießen zusätzliches Öl ins Feuer, um Stimmen zu gewinnen. Aber auch Parteien der politischen Mitte verfolgen oft eine ähnliche Strategie. Damit werden auch effektiv Menschen der gesellschaftlichen Mitte angesprochen und in weiterer Folge auch deren Kinder.
Fazit: Politischer Hass und Mobbing
Verbinden sich die Phänomene des politischen Hasses mit jenen des Mobbings in den sozialen Netzwerken, können die SchülerInnen schnell stigmatisiert in einer Gesellschaftsgruppe Beschimpfungen ausgesetzt sein. Dann wird Mobbing nicht nur auf einer persönlichen Ebene betrieben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist ein Arbeiten mit der Klasse schwierig, denn die persönlichen Spannungen bremsen den effektiven Unterricht. Konzepte wie die Kollaboration und die Kooperation als Unterrichtsprinzipien zwingen die SchülerInnen zur Zusammenarbeit.
Setzte man diese Konzepte früh genug ein und hätte die Lehrkraft genügend Zeitressourcen übrig, die Spannungen einer Lerngruppe zu erkennen, könnten diese Tendenzen effektiver bekämpft werden. Grundsätzlich sollte die Schule ein parteipolitisch neutraler Raum sein, der von den Prinzipien der Aufklärung und des gegenseitigen Respekts geprägt ist. Aber das bedingt, dass die PädagogInnen von administrativen Aufgaben verschont bleiben, damit sie ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen können …