Ohne Handy stehen wir im Regen

shit it's raining Regenschirm
Quelle: https://static.pexels.com 03.06.2017

Haben sie schon einmal Sätze wie „In meinem Handy ist mein ganzes Leben“ oder „Ohne Handy gehe ich nicht mehr außer Haus“ gehört? Wir verwenden es längst nicht mehr nur um zu telefonieren. Wir bewegen uns durch unser Handy auf sozialen Netzwerken, checken unsere Emails, beobachten unseren Schlaf, lassen uns beim Sport motivieren, werden daran erinnert, bestimmte Lebensmittel einzukaufen, lassen uns wecken und organisieren damit unseren Tag. Kurzum: Wir lagern das Denken aus. Ich bin ein Befürworter neuer Technologien und die Potenziale in der Bildung sind enorm. Aber schalten wir unser Hirn noch ein?

Heuchlerisch

Wir überlassen das Denken unserem Handy, weil wir viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt sind. Aber die Wenigsten sind so beschäftigt, dass sie es nicht der gesamten Welt über die sozialen Kanäle wissen ließen. Wir lassen uns sogar an die Geburtstage unserer Freunde durch unser Smartphone erinnern. Im selben Atemzug kritisieren wir aber die heutige Gesellschaft im Allgemeinen - die Jugend ganz speziell - und beklagen, dass wir ein Stück weit das Menschsein verlernt haben.

Wenn wir Freundschaften nur noch virtuell pflegen und die Kommunikation reduzieren, könnte dieser Befund durchaus zutreffen. Es gibt sogar Apps, die uns ans Trinken und Essen erinnern. Wirklich? Keineswegs bin ich ein Gegner neuer Technologien, ich befürworte sie sogar. Aber wir sollten eine gesunde Distanz zu jenen Geräten schaffen, die unser Leben erleichtern und nicht übernehmen sollen.

Wir können nicht ohne

Smartphone Bildschirm schwarz weiß
Quelle: https://static.pexels.com/photos/424299/pexels-photo-424299.jpeg 05.06.2017

Wir wissen gar nicht mehr, wie der Alltag ohne die Verwendung unseres Smartphones aussehen würde. In meinem Freundeskreis war ich 1998 einer der Ersten, die ein Handy besessen haben. Das besondere Feature damals: Ich konnte Textnachrichten verschicken. Damals galten jene als Exoten, die ein Handy hatten, heute wird man als sonderbar abgestempelt, wenn man keines mit sich herumträgt. Und es ist wirklich praktisch.

In den öffentlichen Verkehrsmittel können wir Musik hören, sind immer erreichbar (für mich als Vater besonders wichtig) und können uns sonst so die Zeit, mal produktiver mal weniger produktiv, vertreiben. In der U-Bahn lese ich Zeitungsartikel und kann den entsprechenden Link sofort an interessierte Freunde schicken. Als Blogger bietet mir mein Smartphone auch die Möglichkeit, mit meinen LeserInnen zu kommunizieren und Ideen zu sammeln.

Die soziale Interaktion

Kaum vergeht eine ruhige Minute, holen wir unser Smartphone wieder aus der Tasche und beschäftigen uns damit. Es ist das überfordernde Angebot an Informationen, mit dem wir beinahe nicht mehr umgehen können. Unterhalte ich mich mit meinem Gegenüber, oder sehe ich schnell nach, wer mein Statusupdate kommentiert hat? Aja, der Chef hat auch gerade ein Mail geschrieben, wo ich denn bliebe.

Aus Zeitgründen, das behaupten wir zumindest, verlagern wir die soziale Interaktion in den virtuellen Raum. In diesem bewegen wir uns ohnehin - das ist praktisch. Den Unterschied zwischen Facebook-Bekanntschaften und realen Freunden kennen viele nicht mehr.

Auftrag an die Bildung

Tablet und Notebook in der Bildung
Quelle: https://static.pexels.com/photos/306534/pexels-photo-306534.jpeg 05.06.2017

Der Auftrag an die Bildung ist nicht, einen technikfreien Raum zu schaffen, der diese Schieflagen gänzlich vermeidet. Eigentlich wäre es notwendig, einen balancierten Umgang mit der Technik von Kindestagen an zu erlernen. Die neuen Technologien sind ein Werkzeug, das uns unterstützt und nicht unser Leben diktieren soll. Wenn wir ehrlich sind, macht uns die Vorstellung, einen Tag ohne Handy zu sein, Angst. Wir könnten ja etwas vergessen. Einen Geburtstag, ein Kommentar, einen Eintrag in unser Fitnesstagebuch oder ein Selfie. Dabei vergessen wir, dass wir Menschen sind und es zur menschlichen Natur gehört, auf manches zu vergessen. Und eine ernstgemeinte Entschuldigung in Richtung unserer Mitmenschen, weil wir etwas vergessen haben, wäre ein guter Ausgangspunkt für eine tiefgründige Kommunikation …