Der Fokus ist heute ein anderer!

virtuelle Person
Quelle: https://pixabay.com/de/pfeil-veränderung-person-mann-945264/ 12.04.2017

Vor 20 Jahren wurde das European Schoolnet unter der fleißigen Mitwirkung des Bildungsministeriums gegründet. Das Ziel war, innovative Lehrmethoden in den Unterricht zu integrieren. Natürlich standen wir damals vor anderen Herausforderungen als heute. Die technischen Möglichkeiten waren lange nicht so vorhanden. Zu jener Zeit ging es vor allem um die Integration neuer Medien in den Unterricht. Es ging auch um den Abbau von Vorurteilen und um die Darlegung des enormen Potenzials neuer Technologien. Heute sind wir dabei, technische Fragen weitestgehend zu beantworten, doch damals wie heute stehen wir vor einer entscheidenden Herausforderung: Dem Abbau von Vorbehalten!

Realität vs. Nostalgie-Bedürfnis

Unsere Arbeitswelt hat sich dramatisch verändert. Viele mögen sagen, dass diese Entwicklung nicht unbedingt gut ist. Ich bin da anderer Meinung. Vorgestern habe ich mich länger mit einem Architekten unterhalten und was er mir zu berichten wusste, unterstreicht meine Haltung. Sein Team setzt sich aus Personen zusammen, die an unterschiedlichen Orten am gleichen Projekt virtuell arbeiten. Möchte er Änderungen in seine Projekte integriert haben, kommuniziert er diese über Email oder Telefon und sieht sich die Änderungsvorschläge auf seinem Smartphone an, während wir gemeinsam einen Kaffee trinken und an einem anderen Projekt arbeiten.

Dennoch haben wir den Wunsch, unsere Kinder sollen „traditionell“ (dieser Begriff steht zur Diskussion) lernen und darauf aufbauend, neue Medien vielleicht integrieren während wir die ganze Zeit vor unserem Rechner sitzen. Ist das nicht widersprüchlich? Wo ich vor meinem Rechner sitze und wie ich mir meine Zeit einteile, steht nicht mehr im Vordergrund. Das ist eine Errungenschaft der Moderne. So kann ich meine Tochter aufwachsen sehen, was vor 20 Jahren unmöglich gewesen wäre.

Aller Anfang ist schwer

Start-Linie
Quelle: https://pixabay.com/de/start-bereit-wettbewerb-strecke-1414148/ 12.04.2017

1997 war ein entscheidendes Jahr für die Entwicklung neuer Technologien in der Schule. Das European Schoolnet wurde von sechs europäischen Bildungsministerien - darunter auch dem damaligem Bildungsministerium Österreichs - gegründet. Das Ziel: Innovative Lehrmethoden durch den Einsatz von neuen Technologien in die Breite zu bringen. Damals wurde das „europäische Potenzial“ früh erkannt. Denn obwohl die Bildung in den Kompetenzbereich der europäischen Mitgliedsstaaten fällt, ist eine europaweite Vernetzung mehrerer Schulen sinnvoll, um voneinander zu lernen und Innovationen voranzutreiben.

1997 wurde auch die Initiative Netd@ys ins Leben gerufen. Hier fand die erste effektive Vernetzung jener Schulen statt, die bereits Erfahrungen mit dem Einsatz des Internets sammeln konnten. 20 Jahre später ist der Einsatz von Lernplattformen wie Moodle, LMS oder Classflow fast Standard und die Verwendung von Computern, Tablets und Smartphones vielerorts schon selbstverständlich. Auf den Seiten der eEducation Austria habe ich einen entsprechenden Newsflash zum Jubiläum des European Schoolnets und den Netd@ys verfasst.

Andere Zeit, ähnliche Herausforderung

Wecker
Quelle: https://pixabay.com/de/wecker-aufstehen-uhrzeit-schlafen-1193291/ 12.04.2017

Ein kurzer Blick hinter die Kulissen der LehrerInnen-Ausbildung und hinter den Einsatz neuer Medien im Unterricht zeigt, dass das Potenzial noch lange nicht erschöpft ist. Das Problem ist aber von zwei Seiten zu betrachten. Einerseits gibt es vielerorts zwar eine funktionierende Infrastruktur, die Beschaffung der Geräte für SchülerInnen liegt aber meistens in den Händen der Eltern. Andererseits sind viele LehrerInnen nicht auf den Zug der Modernisierung des Unterrichts aufgesprungen. Der Einsatz neuer Technologien passiert oft nur sporadisch und dahinter liegende, didaktische Konzepte fehlen.

Vielleicht handelt es sich hierbei um eine Generationsfrage, bis endlich neue Medien selbstverständlich den Weg in den Unterricht finden. Aber so lange können wir leider nicht warten. Zu guter Letzt ist es eine Herausforderung, die Eltern an Bord zu holen. Sie wissen, dass in Zukunft andere Fähigkeiten von ihren Kindern verlangt werden. Wenn es aber darum geht, innovativen oder gar unkonventionellen Unterricht zu forcieren, werden lieber bekannte, konservative Schulen und Unterrichtsmethoden gesucht.

Fazit: Es braucht Mut!

Das Leben ist Veränderung und die Zeiten haben sich geändert. Vielleicht glauben viele, dass die Schule in einer Art Zeitkapsel überleben kann. Vorgestrige Methoden könnten noch heute ihre Gültigkeit haben. Doch in Wahrheit werden die Bedürfnisse einer gesamten Generation negiert. Denn wenn unsere Kinder nicht auf die moderne, veränderte Welt vorbereitet werden, frustrieren sie und das Leben mit seinen unzähligen Möglichkeiten droht, an ihnen vorbeizufliegen. Ganz eindeutig möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass die neuen Medien kein Allheilmittel sind.

Frau in Hängematte über Stadt
Quelle: https://pixabay.com/de/hängematte-höhe-mutig-mut-verrückt-2036336/ 12.04.2017

Sie regen lediglich eine Veränderung an, die aber in der Pädagogik selbst stattfinden muss. Erst danach kann das Potenzial neuer Technologien entfaltet werden. 1997 hat sich das Bildungssystem auf eine Reise begeben, die noch nicht beendet ist. Ich wünschte, wir könnten sagen, diese Reise hätte für alle begonnen. Doch in Wahrheit - so scheint es - haben viele nicht einmal den Hafen verlassen, um sie anzutreten. Vorgestrige Vorurteile hindern sie …