Was haben wir gelernt?

Zwei Schachfiguren - eine liegt
Quelle: https://static.pexels.com/photos/411207/pexels-photo-411207.jpeg 11.09.2017

Was wir in der Schule lernen, bestimmt unser späteres Leben nachhaltig. Zum 16. Jahrestag der Terroranschläge in New York beschäftigt mich die kritische Auseinandersetzung mit Inhalten in der Schule ganz besonders. Was haben wir aus den schrecklichen Bildern und Erfahrungen gelernt? Haben wir überhaupt etwas gelernt? Und worauf legen wir bei der Bildung unserer Kinder Wert?

Nicht alles glauben

Das Erste, worauf traditionell in der Bildung (Ausbildung ist ein anderes Thema; Anm.) wertgelegt wird, ist das kritische Hinterfragen präsentierter „Tatsachen“. Es ist als Erfolg des Unterrichts zu verbuchen, wenn SchülerInnen das hinterfragen, was ihnen die Lehrkraft vermittelt, um auf diese Weise einen Diskurs zu starten. Ganz wesentlich ist während dieses Prozesses - diese Fähigkeit scheint uns in der Gesellschaft abhanden zu kommen - andere Meinungen und Standpunkte gelten zu lassen und zu respektieren.

Das nicht zu tun, ist die Quelle des Extremismus. Die Kritik an präsentierten Fakten sollte aber mindestens genauso groß sein, wie die Fähigkeit, den eigenen Standpunkt zu hinterfragen. Wenn also das Ziel ist, nicht alles zu glauben, betrifft das auch unseren Umgang mit den eigenen Haltungen. Auch für die Entwicklung unserer Demokratie ist diese Einstellung nicht unwichtig.

Demokratie und Bildung gehen Hand in Hand

Buch und Brille
Quelle: https://pixabay.com/de/wissen-buch-bibliothek-gläser-1052010/ 11.09.2017

Die Entwicklung der allgemeinen Bildung geht mit jenen der Demokratie Hand in Hand. Der Fokus auf eine allgemeine und qualitative Bildung wurde erst in den demokratischen Gesellschaften gelegt. Vielleicht auch deshalb, weil demokratische Strukturen eine gebildete Gesellschaft systemisch voraussetzen. Man könnte sogar weitergehen: Das reibungslose Funktionieren einer Demokratie ist erst möglich, wenn die bestehenden Strukturen und Mechanismen permanent hinterfragt werden.

Eigentlich dürfte es dann das Phänomen des Populismus nicht geben, oder? Denn wenn bestehende Strukturen hinterfragt werden und nach stichhaltigen Konzepten gefragt wird, müsste der Populismus systemisch scheitern. Dass dies nicht der Fall ist zeigt, dass die Emotionen jede sachliche Auseinandersetzung dominieren. Vielleicht enthält die Bildung auch die Fähigkeit zur Sachlichkeit.

Keine Einigung auf eine Vision

Ich habe immer gesagt, dass es eine Aufgabe des Bildungssystems sein sollte, der kommenden Generation die Fähigkeit zu vermitteln, eine Vision zu formulieren und an diese zu glauben. Wenn mir die politische Auseinandersetzung der letzten Jahre etwas verdeutlichte, dann dass wir uns systemisch nicht darauf einigen können, welches Gesellschaftsbild wir der Jugend vermitteln möchten. Und diese Orientierungslosigkeit halte ich für die größte Schwachstelle in unserem Bildungssystem.

Kritik heißt hinterfragen

Wer hinterfragt, fragt zweimal nach und geht tiefer. Wer hinterfragt, stellt auch die politischen Konzepte, die präsentiert werden, in Frage. Und in einer Gesellschaft, die hinterfragt, wird die Demokratie dadurch gestärkt, dass die Konzepte hinter den PolitikerInnen ins Zentrum rücken.

"Question everything"
Quelle: https://pixabay.com/de/graffiti-abstrakt-grunge-1478757/ 11.09.2017

Vielleicht schwingt da eine gehörige Portion Idealismus mit, aber gerade in Zeiten des Wahlkampfes, scheint mir dieser Aspekt von zentraler Bedeutung zu sein. Wenn wir also etwas aus den Terroranschlägen vor 16 Jahren gelernt haben sollten, dann dass unsere demokratischen Werte nicht durch Flugzeuge, Bomben oder LKWs bedroht werden. Sie werden bedroht, wenn wir unseren Kindern diese Werte nicht mehr vermitteln können und sie in Angst erziehen. Und da sollten auch unsere PolitikerInnen mit gutem Beispiel vorangehen …

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